Aktuell

ENERGIE

Strom aus Backsteinen

Aus gut einer Million Backsteinen besteht ein Mehrfamilienhaus. Forscher der Washington University haben es nun geschafft, mit ihnen Strom zu speichern (DOI: 10.1038/s41467-020-17708-1). Dazu setzten sie handelsübliche gebrannte Ziegel bei 160 Grad Salzsäure-Dämpfen aus. Die Säure reagierte mit dem Eisenoxid, dem die Ziegel ihre Farbe verdanken. Dabei entstand eine nanostrukturierte Eisenverbindung mit relativ beweglichen Eisen-Ionen. Anschließend bedampften die Forscher die Ziegel mit leitfähigem Kunststoff. Dabei bildete sich in den Poren eine homogene Polymerschicht. Getränkt mit Schwefelsäure-Gel als Elektrolyt, wurden die Ziegel zu Superkondensatoren.

Drei Steine versorgen eine LED.

Foto: D‘Arcy Lab. Dept. of Chemistry/WU St.Louis

Mit einer Spannung von drei Volt luden die Forscher drei miteinander verdrahtete Ziegel zehn Sekunden lang auf. Die Stromdichte war mit etwa 25 Milliampere pro Quadratzentimeter zwar sehr gering, aber ausreichend, um eine grüne Leuchtdiode zehn Minuten lang leuchten zu lassen.

Nun wollen die Forscher die Speicherkapazität und die Backsteine direkt beim Stapeln auch ohne zusätzliche Verdrahtung elektrisch miteinander verbinden. So könnten sie kleine Lampen oder Sensoren mit Strom versorgen.

JAN OLIVER LÖFKEN

KOMMUNIKATION

Handschuhe übersetzen Gebärdensprache

Bioingenieure der University of California in Los Angeles haben Handschuhe entwickelt, die amerikanische Gebärdensprache mittels einer App in gesprochenes Englisch übersetzen. So können gehörlose Menschen unabhängiger kommunizieren.

Sensoren erfassen Fingergesten.

Foto: Jun Chen Lab/UCLA.

Sensoren in allen zehn Fingern erfassen Hand- und Fingerbewegungen. Leitfähige Garne übermitteln die Signale an eine münzgroße Platine, die sie ans Smartphone weiterfunkt. Klebesensoren im Gesicht können zudem Gesichtsausdrücke ablesen, die Teil der Gebärdensprache sind.

Die Hardware ist nach Angaben der Forscher kostengünstig und langlebig. Die Software muss allerdings noch mehr Vokabeln lernen und schneller werden. Derzeit erkennt sie 660 Gebärden mit einer Übersetzungsgeschwindigkeit von etwa einem Wort pro Sekunde.

BEN SCHWAN

watchlist politik

Sanktionen gegen Hacker

Erstmals hat die EU Sanktionen gegen ausländische Hacker verhängt. Sie betreffen russische, chinesische und nordkoreanische Gruppen und Individuen, die an der Verbreitung von Malware und Industriespionage beteiligt waren. Die Sanktionen bestehen unter anderem aus Einreiseverboten und der Sperrung von Konten. Die EU folgt damit bereits in Kraft getretenen Sanktionen der USA.

Urteil gegen Uber

In einem überraschenden Urteil hat der kalifornische Oberste Gerichtshof entschieden, dass Plattformen wie Uber und Lyft ihre Fahrer als Angestellte und nicht als unabhängige Subunternehmer behandeln müssen – etwa durch eine geregelte Arbeitszeit und Lohnfortzahlung während einer Krankheit. Dagegen haben die Unternehmen seit Jahren angekämpft, weil es für sie Mehrkosten in Millionenhöhe bedeuten würde. Sie wollen das Urteil nun anfechten. Kalifornien ist für beide der weltweit wichtigste Markt. Die Entscheidung basiert auf einem neuen kalifornischen Gesetz, das sogenannte Gig-Arbeit nur noch außerhalb des Kerngeschäfts eines Unternehmens erlaubt.

Kartellamt prüft Ladesäulenbetreiber

Das Bundeskartellamt prüft, ob die Betreiber von Ladesäulen ihre Marktmacht ausnutzen – etwa durch überhöhte Strompreise oder durch Ausschluss bestimmter Kundenkreise (siehe TR 5/2020, S. 94).

Kennziffer für alle Bürger

Ein Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums zur „Registermodernisierung“ sieht vor, die Steuernummer als universelle, behördenübergreifende Personenkennziffer einzusetzen. Die Steuer-ID ist die einzige Nummer, die das ganze Leben über gleich bleibt. Weil dies die Zusammenführung sämtlicher Personendaten ermöglichen würde, könnte das Vorhaben verfassungswidrig sein, schreibt netzpolitik.org.