MIT Technology Review 11/2020
S. 52
Horizonte
Medizin
Jeden zweiten Tag müssen Dialysepatienten bisher in Zentren ihr Blut reinigen lassen. Foto: Dpa Creative

Blutwäsche to go

Wer zur Dialyse muss, verliert seine Freiheit. Kompakte Geräte für zu Hause und tragbare Nieren sollen das künftig ändern.

Von Susanne Donner

Bernhard Zimeks Leben hängt am Takt der Dialyse. Jeden zweiten Tag muss er sein Blut fünfeinhalb Stun-den waschen lassen. Nach der Blutwäsche ist er erledigt. Ein­kaufen und Ausflüge schafft er mit seiner Frau nur am ­dialysefreien Tag. Und dabei „habe ich noch Glück“, sagt der 69-Jährige. „Ich bin nicht mehr berufstätig und habe mich mit der Situation arrangiert.“

Andere trifft es härter. Der Nephrologe Benno Kitsche aus Köln-Merheim weiß von einem jungen Mann, der eine Führungsposition in Leipzig bekam. Er zog in die Großstadt. Dann teilte ihn das Zentrum in Wohnortnähe in die Frühschicht zur Blutwäsche ein. Erst mittags am Arbeitsplatz erscheinen? Fast hätte der junge Mann die neue Stelle wieder aufgeben ­müssen. Mit Kitsches Unterstützung landete er mit Mühe und Not in der Nachtschicht. So kann er nun tagsüber ins Büro ­gehen und nachts ins Dialysezentrum. „Das ist kein Leben, das wir wollen“, sagt Kitsche. Er arbeitet für den gemeinnützigen Verein „KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplanta­tion“, der bundesweit Dialysezentren betreibt und die Patienten betreut.