MIT Technology Review 12/2020
S. 58
Horizonte
Tierwelt
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Wie fühlt er sich?

Dass Tiere eine Gefühlswelt haben, ist jedem intuitiv klar, der sich mit ihnen beschäftigt – nur wo verbergen sich Motivation und Emotionen im ­Netzwerk des Gehirns, und wie können wir sie für die KI-Forschung nutzen?

Von Christian Honey

Ich bin müde von der langen Fahrt von Berlin an das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Unter anderen Umständen würde ich mich jetzt hinlegen und schlafen. Stattdessen bin ich hellwach, innerlich etwas angespannt, freue ich mich aber trotzdem auf das Interview mit Drew Robson und Jennifer Li – und bin damit eigentlich schon mittendrin in dieser Geschichte. Denn Robson und Li erforschen die biologischen Ursprünge von „internen Zuständen“ wie Motivationen, Antrieb, Emotionen, die ich an diesem Morgen in Tübingen erlebe.

Interne Zustände begleiten unser Leben auf Schritt und Tritt, manchmal sehr auffällig, noch öfter jedoch ganz unbemerkt. Sie prägen unser Denken, unsere Wahrnehmung und steuern unsere Körperfunktionen, wir schauen „durch die rosarote ­Brille“, „lassen die Sau raus“ oder „laufen vor Scham rot an“.