MIT Technology Review 12/2020
S. 80
Fokus
Energie
Alte Solaranlagen trifft das Ende der EEG-Förderung: Ihnen droht das Aus. Foto: Shutterstock

Crash mit Ansage

Zum Jahreswechsel fallen erstmals PV-Anlagen und Windräder aus der 20-jährigen EEG-Förderung. Klimaschützer trommeln für den Weiterbetrieb, die Regierung fürchtet unkontrolliertes Einspeisen, und Firmen wittern ein neues Geschäft.

Von Manuel Berkel

Solarmodule und Windparks finden sich inzwischen auf Dächern und Wiesen quer durch die Republik. Ent­sprechend laut tönen jedes Mal die Alarmrufe, wenn die Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ändert. Einer der größten Streitpunkte ist diesmal die Zukunft der Solar- und Windkraftpioniere. Die Windbranche sieht durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Weiterbetrieb von ­Windparks gefährdet, die nicht mehr gefördert werden, denn die Stromnach­frage und damit die Preise an der Börse sind eingebrochen. Für 18000 Photovoltaikanlagen enden zum Jahreswechsel zudem die Zahlungen, die im ers-ten EEG aus dem Jahr 2000 beschlossen worden sind. Verbraucherschützer warnen, dass nun manche alten Module unrentabel werden, weil das Wirtschaftsministerium selbst einfache Reihenhausbesitzer zum Einbau teurer Messtechnik verpflichten will.

Zukunft der privaten Sonnenenergie

Ende September verabschiedete das Kabinett seinen Entwurf des neuen EEG. Es verdeutlicht, welche Sorge das Wirtschafts­ministerium umtreibt: die Angst vor unkontrolliertem Einspeisen. Der Hintergrund liegt in den Regeln des Strommarktes. Für jede Kilowattstunde, die ins Netz hinein- oder herausfließt, müssen die sogenannten Bilanzkreisverantwortlichen zu jeder Viertelstunde einen Ausgleich finden – andernfalls könnte das Netz zusammenbrechen.