Der Keim des Vergessens
Hunderte Milliarden Euro wurden in der Alzheimer-Forschung auf einem Irrweg verschwendet. Nun erhärtet sich eine bislang wenig beachtete These zur Ursache der Demenz und macht Hoffnung auf die ersten wirksamen Medikamente.
In Australien ist es schon acht Uhr abends. Trotzdem ruft Stephen Robinson gleich zurück – endlich hört ihm jemand zu. Er wird eine Stunde lang erzählen und beginnt: „Es tut mir leid für all diese Familien. Und natürlich die Toten.“ Es geht um eine Krankheit: Alzheimer. Und es geht um Forscher, die nach seiner Überzeugung Widersprüche systematisch ignorierten und wissenschaftliche Argumente blockierten.
Robinson ist Professor für Psychologie und forschte lange als Neurowissenschaftler an der University of Melbourne an dieser Form der Demenz. Derzeit leiden laut aktuellem Report von Alzheimer’s Disease International – der Vereinigung aller Alzheimer-Fachgesellschaften – etwa 30 Millionen Menschen an der Krankheit. Im Schnitt sterben sie sieben Jahre nach der Diagnose an dem Verfall ihres Gehirns. Seit Jahren fließen millionenschwere Industrie- und Fördermittelbudgets in die Forschung, trotzdem gibt es bislang nichts, das den Verlauf aufhält.