MIT Technology Review 3/2020
S. 80
Fokus
Neurotechnologie
Der Querschnittsgelähmte Ian Burkhart war der erste Mensch, der mittels Ableitungen seiner Gedanken wie­der seine Arme bewegen konnte. Jetzt hilft er Darpa-Forschern, das Gedankenlesen fürs Militär zu entwickeln. Foto: Andrew Spear/Redux/Laif

Gedanken lesen für den Krieg

In einem neuen Projekt der amerikanischen Militärforschungsbehörde Darpa ­werden Gehirn-Computer-Schnittstellen entwickelt, die „Drohnenschwärme in ­Gedankenschnelle“ steuern sollen. Was, wenn es gelingt?

Von Paul Tullis

Im August 2019 saßen drei Doktoranden der Carnegie Mellon University in einem kleinen, fensterlosen Kellerlabor zusammen, um ein Stück Mäusehirn mit Strom anzuregen. Das Hirnfragment aus dem Hippocampus sah aus wie eine feine Scheibe Knoblauch. Sie badete in einer Lösung aus Salz, Glukose und Aminosäuren, was sie in gewisser Weise am Leben hielt: Ihre Neuronen feuerten, und eine spritzenähnliche Metallsonde maß ihre Reaktion.

Ein Monitor zeigte den Forschern Reiz und Reaktion an: Auf Stromstöße der Elektroden folgte Millisekunden später die Zündung der Neuronen. Später positionierten sie ein Material mit den elektrischen und optischen Eigenschaften eines menschlichen Schädels zwischen das Hirngewebe und die Elektroden, um zu sehen, ob sie den Hippocampus auch durch den simulierten Schädel hindurch anregen konnten.