Aktuell

Konfliktforschung

Auf Krieg folgt Hunger

Auch ein begrenzter Atomkrieg würde die globale Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ernsthaft gefährden, zeigten Computersimulationen, die Jonas Jägermeyr von der University of Chicago mit Kollegen durchgeführt hat (doi.org/10.1073/pnas.1919049117).

Für ihre Simulation verwendeten die Forscher Ergebnisse von Owen B. Toon von der University of Colorado. Er hatte 2019 die Folgen eines begrenzten Atomkriegs mit 100 Atombomben der Hiroshima-Größe zwischen Indien und Pakistan berechnet. Dabei würden über fünf Millionen Tonnen Ruß in die Stratosphäre gelangen, was zu einem Rückgang der globalen Mitteltemperatur um 1,8 Grad Celsius und der Niederschläge um acht Prozent für mindestens fünf Jahre führen würde.

Brandgefährlich: Wissenschaftler warnen vor begrenzten Atomkriegen, wie sie zum Beispiel zwischen Indien und Pakistan auftreten könnten. Beide Länder testen regelmäßig Raketen, die sich atomar bewaffnen lassen.

Foto: Getty Images

Jägermeyr simulierte mit diesen Daten das Wachstum von Nutzpflanzen und zeigte, dass die globale Kalorienproduktion von Mais, Weizen, Reis und Sojabohnen im Laufe von fünf Jahren um bis zu 17 Prozent abnähme. Am stärksten betroffen wären ausgerechnet produktive Agrarregionen wie der mittlere Westen der USA oder die Ukraine. Das würde zu „Hungersnöten führen, die beispiellos sind“, sagte er gegenüber der Fachzeitschrift „Science“.

WOLFGANG STIELER

Energie

Brandschutz für Kaliumbatterien

Nicht nur Lithium, auch preiswertere Alkalimetalle wie Kalium eignen sich für Batterien mit hoher Energiedichte. Bisher leiden erste Prototypen aber unter der hohen Reaktionsfreude und leichten Brennbarkeit von Kalium. Mit einem neuen Elektrolyten – entwickelt von Zaiping Guo von der australischen University of Wollongong – könnten Kaliumbatterien sicherer werden.

Die Forscher nutzten das Flammschutzmittel Triethylphosphat, um eine brandhemmende Elektrolytschicht für Kaliumbatterien herzustellen. In ersten Prototypen zeigte dieser Elektrolyt eine sehr gute Durchlässigkeit für Elektronen und eine hohe Effizienz der Anode aus Graphit, sowohl während des Ladens als auch während des Entladens (DOI: 10.1002/anie.201913174).

Von der Serienreife sind Kaliumbatterien allerdings noch weit entfernt. Experten gehen von einer 15-jährigen Entwicklungszeit aus, die der neue Flammschutz jedoch verkürzen könnte. Und da Kaliumbatterien sich potenziell günstig produzieren ließen, bietet sich der Einsatz in stationären Pufferspeichern zur Stützung der Stromnetze an.

JAN OLIVER LÖFKEN

EXOPLANETEN

Gegen Abend ist mit Eisenregen zu rechnen

Wenn die Sonne untergeht auf WASP-76b, regnet es flüssiges Eisen. Der 640 Lichtjahre entfernte Exoplanet im Sternbild Fische hat eine rund 2400 Grad heiße Tagseite – genug, um Metalle zu verdampfen. Nachts sinken die Temperaturen auf etwa 1500 Grad, sodass die Metalle wieder kondensieren. Dies haben Forscher mit dem neuen Spektroskopie-Instrument „Espresso“ am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile festgestellt. Sie konnten eine starke Signatur von Eisendampf in der Abendzone messen, nicht aber in der Morgenzone (DOI: 10.1038/s41586-020-2107-1).

Exoplanet mit Extremwetter (Grafik).

IIlustration: M. Kornmesser/ESO

Das Instrument wurde ursprünglich entwickelt, um nach erdähnlichen Planeten zu suchen. Es hat sich jedoch nach Angaben der ESO als wesentlich vielseitiger erwiesen und eignet sich auch, um das Klima extremster Exoplaneten zu erforschen. So entdeckten die Forscher auch, dass der Gasriese nicht nur tags und nachts ein ausgeprägt unterschiedliches Wetter hat, sondern sogar eine eigene Chemie: Tagsüber ist es so heiß, dass sich Moleküle in einzelne Atome aufspalten.

GREGOR HONSEL