MIT Technology Review 5/2020
S. 56
Horizonte
Porträt
IBM-Projekt­leiter Noam Slonim stellt im Debattierclub Cambridge Union eine KI vor, die gegen ­einen menschlichen ­Debattenredner antreten soll. Foto: IBM Research

Mit dieser KI lässt sich reden

Maschinelles Lernen kann zwar mittlerweile eine beeindruckende Liste von Problemen lösen. Doch die Methode stößt an Grenzen. Ein Rückgriff auf die Frühzeit der KI-Forschung soll das ändern.

Von Wolfgang Stieler

In diesem Saal hatten zuvor schon Margaret Thatcher gesprochen, Theodore Roosevelt, der derzeitige Dalai Lama und Stephen Hawking. Doch am 22. November 2019 stand ein monolithischer schwarzer Block mit blinkenden blauen Lichtern am Rednerpult der Cambridge Society. Denn der traditionsreiche studentische Debattierclub – Motto: Wir verteidigen die Redefreiheit seit 1815 – hatte zu ­einem bemerkenswerten Experiment geladen: Anstatt wie üblich zwei menschliche Teams über ein zuvor vereinbartes Thema diskutieren zu lassen, sollte diesmal eine Maschine die Argumente vorbringen: der IBM Project Debater.

Die Spielregeln in diesen Debattierclubs sind rigide. Es gibt eine These - in diesem Fall „KI bringt mehr Schaden als Nutzen“ – die von einem der beiden Teams argumentativ unterstützt werden muss. Die andere Partei versucht, diese These zu entkräften. Das Publikum darf Fragen zu den Argumenten stellen und sich in eigenen Beiträgen auf die eine oder andere Seite schlagen.