MIT Technology Review 5/2020
S. 28
Horizonte
Energie

Von Blasen und Perlen

Wasserstoff erlebt seinen zweiten Frühling. Politik und Unternehmen wollen Deutschland zum Weltmarktführer in der Wasserstoff-Ökonomie machen. Wie plausibel ist das?

Von Manuel Berkel

Noch zwei bis drei Jahre, dann könnte der Wasserstoff strömen. In Niedersachsen wollen mehrere Energieunternehmen mit den Projekten „Element eins“ und „Hybridge“ zwei Elektrolyseure mit jeweils 100 Megawatt in Betrieb nehmen, die Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff spalten. Als Energie soll dafür hauptsächlich Strom aus Windkraftanlagen dienen. Grüner Wasserstoff würde so zur Speichermöglichkeit für Ökostrom, das Gas ließe sich theoretisch etwa monatelang in unterirdischen Kavernen lagern.

Noch steht alles unter dem Vorbehalt der Regulierungsbehörden, aber der Wille der Politik ist da. Geht es nach der Bundesregierung, sollen in den nächsten Jahren sogar noch weit mehr Erzeugungskapazitäten für Wasserstoff entstehen. Das Ziel lautet, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von fünf Gigawatt aufzubauen und 14 Terawattstunden grünen Wasserstoff pro Jahr zu produzieren – genug, um drei Millionen Brennstoffzellenautos wie den Toyota Mirai fahren zu lassen. So steht es im Entwurf der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ von Ende Februar. Weitere Details wollte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier eigentlich Mitte März vorstellen, doch bis Redaktionsschluss gab es keine konkreten Beschlüsse.