MIT Technology Review 5/2020
S. 91
Fokus
Open Source
Foto: Shutterstock

Die Rückeroberung der Bilder

Die Open-Hardware-Kamera Axiom soll professionellen Filmemachern mehr kreative Freiheit bieten als kommerzielle Geräte.

Von Boris Hänßler

Für Filmemacher ist es mitunter frustrierend: Erwerben sie eine teure Digitalkamera, kaufen sie damit auch eine Bildästhetik ein, die typisch ist für den jeweiligen Hersteller – ähnlich wie früher die chemische Filmmischung über das Farbspiel einer Aufnahme entschied. „Viel passiert schon, bevor die reinen Bilddaten gespeichert werden, das heißt in der Hardware“, sagt Sebastian Pichelhofer von der Multimedia-Abteilung der Universität für Bodenkultur in Wien. „Das können Scharfzeichnungen, Rauschunterdrückungen, Farbveränderungen oder Dynamikanpassungen sein. Sogar die Einstellung der Spannungsversorgung am Bildsensor hat Einfluss auf die aufgenommenen Bilder.“ Mit der Digitalkamera ist deshalb ein Stück kreative Freiheit verloren gegangen. Um sie zurückzugewinnen, treibt Pichelhofer mit der Organisation Apertus eine Open-Hardware-Kamera namens Axiom voran. Frei von Patenten soll sie die Möglichkeit bieten, überall in Hard- und Software einzugreifen und die Bildverarbeitung nachvollziehbar zu machen.

Bereits 2008 hatte eine Reihe von Filmemachern in einem Onlineforum das Projekt beschlossen. Nun ist das Developer Kit für erste experimentierfreudige Nutzer fertig. Die Axiom setzt sich aus Modulen zusammen, die wie Bausteine zusammengefügt werden. Das Developer Kit etwa besteht unter anderem aus dem Mainboard, einem CMV12000 Image Sensor mit einem Global Shutter, der 300 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung (4096 x 3072 Pixel) ermöglicht, einem Powerboard, einem Experimentierboard und einer HDMI-Schnittstelle. Geplant sind weitere Module, zum Beispiel zur Bewegungserkennung und zur Bildstabilisation.