Aktuell

RAUMFAHRT

Abschleppdienst für Satelliten

Erstmals haben zwei kommerzielle Raumfahrzeuge aneinander angedockt: der geostationäre TV-Satellit Intelsat 901 und das „Mission Extension Vehicle“ MEV-1 von Northrop Grumman. Es dient als eine Art Außenbordmotor für Intelsat, dem bald der Sprit ausgeht. Ohne Treibstoff kann er seine Umlaufbahn nicht mehr korrigieren und würde zu Weltraumschrott. Durch das MEV kann er nun fünf Jahre länger in Betrieb bleiben. Danach löst sich das MEV wieder und kann für andere Satelliten den Abschleppwagen spielen. Es ist auf 15 Jahre Lebensdauer ausgelegt.

Ganz in Gelb nähert sich der neue Antrieb.

Foto: Northrop Grumman

Zum Andocken braucht es keine spezielle Kupplung. Als Führung für den Kopplungsarm dient der Düsentrichter des Flüssigkeitsantriebs, mit dem rund 80 Prozent aller geostationären Satelliten ausgerüstet sind. Ist der Kontakt hergestellt, schließt sich ein patentierter Adapterring um den Düsentrichter. Schläuche oder Kabel müssen nicht verbunden werden.

Laut Northrop Grumman werden jährlich rund 20 Satelliten aus Treibstoffmangel abgeschrieben. In diesem Jahr soll noch ein zweites MEV starten. Künftig sollen sie auch Inspektion, Montage und Reparatur übernehmen.

GREGOR HONSEL

BIONIK

Material verstärkt sich selbst

Knochen verstärken sich von selbst da, wo große Belastungen auftreten. Dieses Konzept haben Sung Hoon Kang und seine Kollegen von der Johns Hopkins University nun auf unbelebte Werkstoffe übertragen (DOI: 10.1002/adma.201906970).

Ihr Ansatz basiert auf einem filigranen Gerüst aus piezoelektrischen Polyvinylidenfluorid-Fasern. Dieses Polymer trennt unter mechanischer Belastung elektrische Ladungen. Die negativ geladene Seite des Polymers zog aus einer umgebenden mineralischen Lösung Kalzium-Ionen an. Dort bildete sich nach wenigen Tagen proportional zur Belastung eine Kristallschicht, die die Festigkeit des Polymers um mindestens 30 Prozent erhöhte. Ohne Belastung stoppte die Einlagerung von Kalzium-Ionen.

Mit diesem Experiment zeigten Kang und Kollegen, dass grundsätzlich sich selbst stabilisierende Werkstoffe möglich sind. Den Forschern schweben Implantate, Prothesen oder Brücken als Anwendung vor.

JAN OLIVER LÖFKEN

watchlist politik

Im All schürfen

Die USA haben andere Nationen aufgerufen, sich gemeinsam mit kommerziellen Unternehmen unter ihrer Führung am Abbau von Rohstoffen wie Mineralien und Wasser im All zu beteiligen. Der Aufruf richtet sich explizit gegen den Mondvertrag von 1979, der die Aufsicht über Weltraum-Ressourcen einem internationalen Gremium zuspricht und den die führenden Weltraumnationen nie ratifiziert haben.

Plattformen regulieren

Alle deutschen Landesregierungen haben Anfang Mai dem neuen Medienstaatsvertrag zugestimmt. Nun können die Landtage darüber abstimmen. Im Herbst soll er nach Willen der Bundesregierung in Kraft treten. Er ersetzt den seit 1991 gelten Rundfunkstaatsvertrag und soll erstmals auch soziale Medien, Suchmaschinen und andere digitale Plattformen regulieren. Die EU-Kommission hält den Gesetzesentwurf allerdings für teilweise nicht mit dem EU-Recht vereinbar.

Räder subventionieren

Die italienische Verkehrsministerin Paola De Micheli hat in einem Zeitungsinterview angekündigt, den Kauf von Fahrrädern und Tretrollern zu subventionieren. Dadurch sollen die öffentlichen Verkehrsmittel nach Lockerung der Corona-Einschränkungen entlastet werden.

Daten spenden

Die Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern hat nach einem Bericht des „Handelsblatts“ einer unspezifischen Datenspende für die Forschung im Rahmen der Medizininformatik-Initiative des Bundesforschungsministeriums zugestimmt und entsprechende Musterformulare online gestellt. Persönliche Daten werden dabei pseudonymisiert. Die Datenschutz-Grundverordnung ermöglichte Bürgern zwar bisher schon, ihre Daten ohne Zweckbindung zur Verfügung zu stellen, doch für die besonders sensiblen medizinischen Daten bestanden bisher Bedenken.