MIT Technology Review 6/2020
S. 38
Horizonte
Umwelt
PFAS in Muffin-Papierchen schützen das Papier vor dem Durchweichen. Foto: Shutterstock

Der Fluor-Schaden

Sie sind der neue Stern am Schadstoffhimmel: PFAS, auch PFC oder PFT genannt. Sie kommen zu Tausenden und werden von Experten als ähnlich gefährlich eingestuft wie DDT oder Dioxin. Wofür brauchen wir sie, und wie schaden sie uns?

Von Jo Schilling

Die chinesischen Kollegen sind 5000 Meter hoch geklettert, um Schneeproben zu nehmen, die russischen haben sich eine entlegene Region ausgesucht, ich selbst war mit den Schweizer Kollegen in den Schweizer Bergen“, erinnert sich Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace. Überall spürten die Teams per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen nach, kurz PFAS. „Wir haben unberührte Schneeproben genommen und Wasserproben aus Bergseen.“ Am Ende aber war nicht viel Detektivarbeit nötig, um sie zu finden. Sie waren schlicht überall, wie die Greenpeace-Kampagne „Footprints in the Snow“ 2015 mit den Proben aus entlegenen Gebieten zeigte.

Es wundert kaum: Sie stecken in der Outdoorjacke ebenso wie im Teppichboden, der beschichteten Pfanne, dem Feuerlöschschaum oder dem Skiwachs. Sie schützen Pizzakartons vor dem Durchweichen, Elektronikkabel davor, in Brand zu geraten, und machen Autositze unempfindlich gegen Flecken. Sie sind so verführerisch für die Konsumgüter-Industrie, weil sie wasser-, fett- und schmutzabweisend, feuerhemmend, extrem stabil und damit sehr widerstandsfähig auf Oberflächen sind.