MIT Technology Review 6/2020
S. 28
Horizonte
Künstliche Intelligenz
Ein Netz aus Maus-Neuronen treibt diesen Chip des australischen Startups Cortical Labs. Foto: Cortical Labs

Brain inside

Die nächste Generation von KI-Chips steht in den Startlöchern. Sie ist erheblich ­leistungsfähiger und braucht wesentlich weniger Energie, denn sie orientiert sich an einem biologischen Vorbild: dem Gehirn.

Von Wolfgang Stieler

Schon mal was von Synthiant gehört? Oder Groq, Mythic AI und Sensetime? Das sind nur einige von vielen Namen, die in der Szene gerade heiß gehandelt werden. In den vergangenen zwanzig Jahren haben ganz wenige große Hersteller wie Intel, AMD oder ARM den Markt bestimmt. Nun bricht eine ungewohnte neue Vielfalt aus. Chip-Experten sprechen von einer kambrischen Explosion bei neuen Prozessoren.

Schuld daran ist der Aufschwung der künstlichen Intelligenz. Denn KI ist zwar in einem bisher nicht gekann­ten Maß dazu in der Lage, Sprache zu erkennen und zu überset­zen oder Bilder und Videos zu analysieren. Doch je komplexer die Aufgaben und je größer die Fähigkeiten, desto mehr steigt der Aufwand – rechentechnisch, aber vor allem auch energetisch. Bis 2025 könnten KI-Anwendungen bereits zehn Prozent des weltweiten Strombedarfs beanspruchen, schätzt beispielsweise Gary Dickerson, der Chef von Applied Materials, dem weltgrößten Hersteller von Anlagen für die Chipfertigung.