MIT Technology Review 7/2020
S. 48
Horizonte
Covid-19
Grafik: Technology Review, Shutterstock

Meine Test-Odyssee

Testen, testen, testen. So lautet das offizielle Motto der Politik und des Robert-Koch-Instituts zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Doch wie sieht die Praxis aus? Unser Autor hat es erfahren müssen.

Von Christian Honey

Freitag, 8. Mai 2020 Erste Symptome

Meine Freundin hat seit ein paar Tagen Halsschmerzen, leichten Schnupfen, ist erschöpft. Da das Robert-Koch-Institut empfiehlt, Tests auf das neue Coronavirus „bei ALLEN Patienten (sic)“ mit „akuten respiratorischen Symptomen“ durchzuführen, rufe ich bei der Corona-Hotline des Gesundheitsamts Oberhavel an. Dort wird uns gesagt, wir sollen uns bei unserem Hausarzt melden. Wir haben hier aber keinen, sind gerade erst hinter die Berliner Landesgrenze gezogen. Also rufe ich nach kurzer Google-Suche eine Praxis in der Nähe an. Ich soll vorbeikommen, aber mit Mundschutz und mit der Gesundheitskarte meiner Freundin. Telefonisch könne die Überweisung nicht beauftragt werden.

Der Hinweis, dass ich als Kontaktperson auch ohne Symptome ansteckend sein könnte, lässt die Sprechstundenhilfe nicht gelten. „Die Chipkarte muss in das Lesegerät“, sagt sie. Also mit dem Auto zur Praxis. Dort soll ich im Eingangsbereich sitzen und warten. Zum Glück wird hier ­gelüftet. Die Sprechstundenhilfe schickt das Rezept per Fax an die „Abstrichstelle“, die dafür zuständig ist, die Speichel- und Gewebeproben aus dem Rachenraum zu entnehmen. „Bleiben Sie alle daheim, bis das Ergebnis des Tests da ist“, wird mir zum Abschied gesagt. Außer zum Abstrich sollen wir das Haus nicht mehr verlassen.