MIT Technology Review 8/2020
S. 78
Fokus
Irrtümer

3D-Film und Geruchskino oder warum es selten eine gute Idee ist, die menschlichen Sinne zu verwirren

Von Michael Hasenpusch und Joseph Scheppach

Filme riechen

Kinoexperten haben immer wieder versucht, das Geschehen auf der Leinwand mit Gerüchen zu untermalen. Doch das Publikum rümpft die Nase.

Am Hals jedes Zuschauers im Münchner Kino „Gloria Palast“ baumelte am 30. Mai 2001 eine Art Walkman: ein 127 Gramm schweres, flaches, dunkelgraues Gerät. Es enthielt Riechstoffkartuschen für 64 Gerüche sowie eine Heizkammer. Aus ihr stiegen, per Funk gesteuert, parallel zum 15-Minuten-Film „One Day Diet“ Gerüche in die Nase. Von der Presse kam Lob, doch das Publikum zeigte sich bestenfalls amüsiert. Der „Sniffman“ der Münchner Firma Ruetz, entwickelt mit der France ­Telecom, blieb ein Prototyp – und der vorerst letzte Versuch, ein Kino für wirklich alle Sinne zu verwirklichen.