MIT Technology Review 8/2020
S. 90
Karriere
Ausbildung
Florian Huber entdeckte in Mexiko Krüge einer 8400 Jahre alten Feuerstelle, die heute 80 Meter unter Wasser liegt. Foto: Uli Kunz

Was macht ein Unterwasser-Archäologe?

Ein spezieller Kurs bereitet Taucher darauf vor, nach wissenschaftlichen Schätzen in der Tiefe zu suchen.

Lautlos gleitet Florian Huber durch die Trüm­mer einer versunkenen Stadt. Der 44-Jährige ist ­Unterwasser-Archäologe. Was nach Indiana Jones klingen mag, ist ein Hightech-Beruf, der körperlich viel abverlangt.

„Ich tauche, seit ich 13 Jahre alt bin“, sagt Huber. „Gegen Ende meiner Schulzeit habe ich mich dann ­entschieden, Archäologie zu studieren.“

Um seine Faszination für das Tauchen und die Archäologie unter einen Hut zu bringen, absolvierte Huber eine Zusatzausbildung zum Forschungstaucher an der Christian-Albrechts-­Universität Kiel. Bewerber müssen mindestens 30 Tauchstunden und das Rettungsschwimmabzeichen nachweisen, einen Eignungstest für Schwimmen und Tauchen sowie einen Gesundheitscheck bestehen.

Die Ausbildung dauert zehn Wochen und kostet rund 1000 Euro. Sie besteht aus knapp hundert Tauchgängen, viel Sport und Theorieunterricht mit Tauch­medizin, Gerätekunde und Forschungsmethoden. Gelehrt wird unter anderem die Bestimmung von Tieren unter Wasser und das Ausbringen und Einsammeln von Übungsproben. Besonders wichtig: Wie man sich untereinander bei Tauch­einsätzen sichert und wie man sich bei Tauchunfällen richtig verhält.

„Die Arbeit unter Wasser ist sehr anstrengend. Mit Hobby-Tauchen hat das nichts zu tun“, sagt Huber. „Wir arbeiten wissenschaftlich und unter Zeitdruck. Daher ist eine gewisse Coolness wichtig – und eine schnelle Auffassungsgabe. Denn das Potenzial eines Fundorts muss rasch erkannt werden.“

Einsatzgebiete sind Höhlen, Brunnen und Seen, die nach steinzeitlichen Siedlungen oder prähistorischen Objekten abgesucht werden. Aber auch Schiffswracks, etwa um Fragestellungen nach der Schiffskonstruk­tion zu beantworten. Die Taucher machen Aufnahmen, oft unter schlechten Sichtverhältnissen, aus dem Material entstehen anschließend 3D-Modelle, etwa für Präsentationen in Museen.

Unis und Forschungseinrichtungen bieten Jobs für Unterwasser-Archäologen an. Huber hat sich selbstständig gemacht. Seine Firma Submaris, ein Dienstleistungsunternehmen im Be­reich Forschungstauchen für Wissenschaft und Medien, arbeitet oft für Biologische und Archäologische Landesämter sowie TV-Stationen. „Das Geld ist in der Unterwasser-Archäologie immer knapp“, so Huber. „Aber mit einem spannenden Projekt findet man auch Geldgeber.“

JOSEPH SCHEPPACH Joseph Scheppach