MIT Technology Review 9/2020
S. 26
Horizonte
Forschung
Mit Armband und Fingersensoren misst Adam Horowitz den optimalen Zeitpunkt, um sich in Träume einzuhacken. Foto: Oscar Rosello

Die Traum-Maschine

Forscher manipulieren Schlafphasen und Träume. Ihre Ziele: besserer Schlaf, mehr Kreativität und nachhaltigeres Lernen.

Von Eva Wolfangel

Adam Horowitz’ Schlaflabor ist ein Sofa im Büro seiner Chefin Pattie Maes. Sein Messgerät besteht aus einem elektronischen Armband sowie drei Fingerringen. Und seine Probanden müssen nicht die ganze Nacht bleiben, es genügt ein Mittagsschlaf. Trotzdem will der junge Forscher tiefer in den Schlaf seiner Probanden vordringen als traditionelle Schlaflabore mit ihren aufwendigen, teuren Messmethoden und langwierigen Experimenten. „Wir können ihnen einen Teil ­ihres Kopfes zeigen, den sie noch nie gesehen haben“, verspricht der Doktorand am MIT Medialab. Und dort will er ansetzen und einen alten Traum der Menschheit wahr machen: im Schlaf ­kreativ zu werden.

Bislang haben Schlafforscher vor allem zwei Schlafphasen untersucht, die wichtig sind für die Traum- und ebenso für die Lernforschung: den Tiefschlaf und den REM-Schlaf. Im Tiefschlaf messen Hirnforscher längere, langsame Gehirnwellen – sie nennen ihn auch slow-wave sleep – im Vergleich zum REM-Schlaf mit seinen schnellen Augenbewegungen. In beiden Phasen gibt es Träume, doch sie unterscheiden sich, erklärt Björn Rasch, Schlafforscher und Psychologe an der Université de Fribourg: „Im Tiefschlaf sind sie gedankenartig, im REM-Schlaf eher geschichtenartig.“