Was macht eigentlich ein Duftmarketing-Spezialist?

Ein dezenter Duft von Kokosmilch schwebt durch die Räume. „Das ist der Duft, den wir gerade für ein Reisebüro produzieren“, sagt Robert Müller-Grünow. Der Duftmarketing-Spezialist stellt mit seiner Firma Scent Communication Düfte für Unternehmen weltweit her.

Auch Hotels beduften ihre Gebäude und Autokonzerne ihre Neuwagen. Die Düfte sollen dafür sorgen, dass Kunden und Gäste sich wohlfühlen und in Geschäften lieber einkaufen.

Müller-Grünow ist Autodiktat. Nach dem BWL-Studium gründete er eine Agen­-tur – zusammen mit einem Freund, der ein Patent für Duftkapseln erworben hatte. Das Know-how nutzt er jetzt in seinem Unternehmen.

In Deutschland ist Duftmarketing-Spezialist kein Ausbildungsberuf. Manche Unternehmen bilden „Scent Designer“ aus. Der Königsweg in den Beruf führt über die Parfümeur-Schulen wie das Institut Supérieur International du Parfum (Isipca) in Paris oder die École de Parfumerie Givaudan in Argenteuil. Bei diesen renommierten Schulen ist das Auswahlverfahren besonders hart. Die Bewerber müssen das Auswahlkomitee in Gesprächen und bei Geruchstests überzeugen. Von mehreren Hundert Bewerbern werden jedes Jahr nur eine Handvoll für die vierjährige Ausbildung ausgewählt.

Im ersten Jahr eignen sich die Schüler Wissen über Hunderte von Ingredienzien an und lernen, sie blind zu erkennen. Auch der Com­puter ist Hilfsmittel bei der Formelverarbeitung von Duftmischungen. Ein fertiger Duft kann aus mehreren Hundert Stoffen bestehen.

Anschließend stehen Praktika in den verschiedenen Abteilungen von weltweiten Herstellern von Düften und Aromen auf dem Programm. Hier lernt man, auch geografisch-kulturelle Unterschiede zu beachten. „In Deutschland wird Sauberkeit mit Zitrusduft assoziiert“, sagt Müller-Grünow. „In den USA und Japan eher mit etwas Blumigem.“

Der zweitbeste Weg zum Duftmarketing-Spezialisten ist ein Studium der Chemie, Biologie, Lebensmitteltechnologie oder Pharmazie oder alternativ eine Ausbildung als Chemielaborant oder Drogist. „Ein gutes ­Geruchsgedächtnis, ab­straktes Vorstellungsver­mögen für Düfte, Geduld, Beharrlichkeit und Eigenständigkeit sind wichtige Voraussetzungen“, so Müller-Grünow. Alles Weitere lernen die Kandidaten dann bei der Arbeit in ihrem Unternehmen. Joseph Scheppach