Aktuell

3D-Druck

Künstliche Zunge

Für den Geschmackssinn sind nicht nur die Geschmacksknospen der Zunge von Bedeutung. Auch Struktur, Elastizität und Benetzungsverhalten der Oberfläche beeinflussen das Schmecken. Eine künstliche Zunge, die diese Eigenschaften imitiert, haben nun Lebensmittelforscher um Efren Andablo-Reyes von der University of Leeds entwickelt (DOI: 10.1021/acsami.0c12925).

Zungenabdrücke aus Silikon von 15 Probanden bildeten die Grundlage für die biomimetische Zunge. Aus diesen Abdrücken ermittelten die Forscher die typische Oberflächenstruktur und die Verteilung der Geschmacksrezeptoren. Nach diesem Vorbild fertigten sie im 3D-Drucker die künstliche Zunge aus einem Silikongummi, der in seinen mechanischen Eigenschaften wie Flexibilität und Festigkeit einer natürlichen Zunge entsprach.

Prototyp einer künstlichen Zunge.

Foto: University of Leeds

Solche künstlichen Zungen könnten in der Entwicklung neuer Lebensmittel oder Pharmazeutika zum Einsatz kommen – ohne den aufwendigen Einsatz von Testpersonen.

JAN OLIVER LÖFKEN

Robotik

Sechsbeiner soll Windräder warten

Regelmäßig werden die Rotorblätter von Windrädern auf Schäden untersucht. Heute übernehmen noch Industriekletterer diese Aufgabe, werden aber in Windparks an Land nach und nach von Flugdrohnen ersetzt. Für den Einsatz in windumtosten Offshore-Windparks hat das britische Unternehmen BladeBug nun einen sechsbeinigen Inspektionsroboter entwickelt.

In einem ersten Einsatz krabbelte ein BladeBug – angetrieben von mehreren Elektromotoren – sicher über das 84 Meter lange Rotorblatt einer 7-Megawatt-Anlage. Steuerbare hydraulische Saugnäpfe hielten den Roboter selbst auf steilen, fast senkrechten Wegen fest. Eine Kamera lieferte detaillierte Aufnahmen von der Ober-fläche des Rotorblatts. Für Datenfluss und Stromversorgung hing der Roboter an einem Kabel, gesteuert wird er noch von Menschenhand per Fernbedienung. Doch die Entwickler arbeiten bereits an einer autonomen Version, die gemeinsam mit Flugdrohnen die Windradwartung übernehmen könnte.

Mit Stempeln wandert der BladeBug über die Rotorblattkante.

Foto: Bladebug Limited

Bis Mitte 2021 sollen nach Aussage der Entwickler noch weitere Testläufe folgen. Danach könnten einsatzreife BladeBugs die Inspektionskosten in Windparks etwa um ein Drittel senken. Und in Zukunft soll der Roboter auch kleine Schäden an den Rotorkanten selbstständig schmirgeln und mit Kunstharz ausbessern können. Industriekletterern bliebe dann noch die Reparatur größerer Schäden.

JAN OLIVER LÖFKEN

Akustik

Blase aus Schall

Das israelische Unternehmen Noveto Systems hat nach eigenen Angaben eine Technologie entwickelt, die Schall – Musik oder Podcasts – genau dorthin transportiert, wo er gehört werden soll. Der SoundBeamer erzeugt eine Art „Schallblase“ für den Hörer. Andere bekommen dagegen von diesem Schall nichts mit.

Der Schallemitter ist mit einem Verfolger gekoppelt, der die Position der Ohren des Hörers verfolgt. Ausgerichtet wird der Schall dann offenbar durch die Phasenverschiebung vieler kleiner Lautsprecher gegeneinander – das Prinzip, das auf Interferenz beruht, ist auch als Wellenfeldsynthese bekannt. Ein Preis für das Produkt oder ein Einführungsdatum sind noch nicht bekannt.

Gerichteter Schall ist nur für einen User hörbar.

Illustration: Noveto

In Deutschland arbeitet das Berliner Start-up Holoplot ebenfalls an Systemen für die gerichtete Ausgabe von Schall – allerdings für Großkunden. So experimentierte die Bahn beispielsweise mit Anlagen von Holoplot in verschiedenen Bahnhöfen.

WOLFGANG STIELER