Aktuell

GAMING

Troll zu Troll

Amazon hat ein Verfahren zum Patent angemeldet, bei dem in Multiplayer-Games Spieler mit ähnlichen Vorlieben und Verhaltensweisen automatisch zusammengebracht werden (US-Patent 10807006). „Toxische“ Spieler, die beispielsweise gerne obszöne Ausdrücke gebrauchen oder andere „unerwünschte Verhaltensweisen“ zeigen, könnten auf diese Weise in eigenen Gruppen zusammengefasst werden. Trolle und Soziopathen treten gegeneinander an, damit sie den Rest der Community nicht behelligen.

Das Ganze ist so etwas wie die algorithmische Umsetzung von Kants kategorischem Imperativ („Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“). Ob Amazon selbst plant, ein solches Spiel zu realisieren, ist offen. Eine reine Patentanmeldung ist relativ unverbindlich. Ein Spiel auf dieser Grundlage könnte aber ein soziologisches Forschungslabor sein: Wie etwa entwickeln sich Gemeinschaften voller Trolle im Vergleich zu jenen voller Gutmenschen? Und würde eine gewisse Beimischung von Soziopathen dazu beitragen, die allgemeine Leistung oder den Spielspaß zu verbessern? Die Antwort auf solche Fragen wäre sicher auch für soziale Netzwerke interessant.

GREGOR HONSEL

COVID-19

Low-Tech-Lüftung

Eine einfache Anlage mit Teilen aus dem Baumarkt kann 90 Prozent der potenziell virenhaltigen Aerosole aus der Luft entfernen, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie gezeigt.

Der Prototyp nutzt die Tatsache, dass jeder Mensch warme Luft produziert, die nach oben steigt. Fängt man diesen Luftstrom ein und leitet ihn nach draußen, nimmt er Aerosole und möglicherweise auch Coronaviren mit sich.

Abluftsystem für Klassenräume.

Foto: Elena Klimach

Zwei Meter über jedem Tisch hängt deshalb ein trichterförmiger Schirm, der mit einem Rohrsystem verbunden ist, das die gesammelte Luft durch ein gekipptes Oberlicht abführt. Ein Ventilator hilft dabei. Die Bauanleitung stellten die Forscher online (bit.ly/3gunUR6).

Im Labor konnten die Forscher so 90 Prozent der Aerosole entfernen und sechs Mal pro Stunde die gesamte Raumluft wechseln. Das Umweltbundesamt empfiehlt mindestens drei Raumluftwechsel pro Stunde.

WOLFGANG STIELER

BAUSTOFFE

Warm dank Phasenwechsel

Schmilzt ein Eiswürfel, nimmt er Wärme auf und kühlt dabei den Drink. Gefriert das Wasser, gibt es diese Wärme wieder ab. Mit einem solchen Mechanismus haben Forscher der Hochschule Mannheim einen Wärmepuffer für Leichtbau-Häuser geschaffen. Gemeinsam mit der Willi Mayer Holzbau GmbH entwickelten sie ein Salzhydrat, das bei 21 bis 22 Grad schmilzt und dadurch die Raumtemperatur in diesem Bereich stabilisiert.

Solche Phasenwechselmaterialien (PCM) sind nichts Neues. So hatte etwa BASF schon vor Jahren mikroskopisch kleine Kapseln auf Acrylatbasis auf den Markt gebracht, die als Emulsion oder Pulver in Baustoffe oder Matratzen eingebracht werden können.

Kanister mit Salzhydrat in einer Holzwand.

Foto: Hochschule Mannheim - University of Applied Sciences

Doch die Mannheimer Forscher gingen einen anderen Weg: Statt das Material in Form kleiner Kügelchen in Putz oder Gipsplatten zu integrieren, füllten sie es in 1-Liter-Kanister aus Polyethylen, die aussehen wie große Kühlakkus, und bauten diese in die hinterlüfteten Wände eines Holzhauses ein. Nach ihren Angaben zeigten sie die zehnfache Wärmespeicherfähigkeit von Beton.

Allerdings verbauten sie dazu auch fast eine Tonne Material für einen Raum von unter zehn Quadratmetern. Projektleiter Professor Matthias Rädler sieht darin kein Problem: Während die Tonne PCM-Kügelchen einen fünfstelligen Betrag koste, sei das eigene Material für 250 Euro zu haben.

Nun wollen sie den Platzbedarf minimieren und die Kanister besser in den Raum integrieren. Außerdem soll das Material in Wärmetauschern für Belüftungen sowie in Kühlboxen und -containern eingesetzt werden.

GREGOR HONSEL