Das Geschäft mit der Gewohnheit
Vegetarische und vegane Alternativen zu Fleisch boomen wie nie zuvor. Ist das wirklich ein Zeichen für ein höheres Umweltbewusstsein?
Nach den Hungerjahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs galt es jahrzehntelang in Deutschland Ost wie West als gesetzt: Wer sich täglich Fleisch leisten kann, hat es zu etwas gebracht. Fleischkonsum als Wohlstandsindikator, der tief in unseren Essgewohnheiten verankert ist. Dennoch sind Vegetarismus und Veganismus nichts Neues – aber noch in den 1990er-Jahren wurden seine Anhänger gern als Körnerfresser verspottet; ihre Mahlzeiten belächelte man als ebenso freud- wie geschmacklos.
Inzwischen scheinen vegetarische und vegane Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Entsprechende Produkte gibt es nicht nur im alternativen Bioladen, sondern im Sortiment von Supermärkten und Discountern. Manchmal mit zu viel Erfolg: Im Frühjahr 2019 vergrätzte Lidl mit viel zu schnell ausverkauften Beyond-Meat-Burgern potenzielle Kunden. Und das, obwohl die fleischlosen Patties teurer waren als die aus Rindfleisch.