MIT Technology Review 1/2021
S. 3
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Wird 2021 ein besseres Jahr als das vergangene – was meinen Sie? Wenn ich versuche, Meinungen dazu einzufangen, bekomme ich in der Regel Plattitüden als Antwort. Sie bewegen sich irgendwo zwischen „schlimmer geht immer“ und „es kann nur besser werden“ – je nach Mentalität des Gefragten. Kaum verwunderlich: Eine Pandemie beutelt uns, das Klima zeigt uns, wie wir unseren Planeten misshandeln, und beides findet nicht mehr in einer abstrakten Nachrichtenwelt, sondern in unserem Alltag statt. Aber haben wir Resignation tatsächlich nötig?

Wir denken: Nein. Und wir blicken traditionell mit dem ersten Heft eines neuen Jahrgangs hoffnungsvoll in die Zukunft. Wenn wir uns an die Arbeit machen, schauen wir erst einmal zurück auf unsere eigenen Vorhersagen. Meist haben wir sie ziemlich gut getroffen. Die Pandemie, die unseren ganzen Planeten durchrüttelt, haben wir allerdings nicht gesehen. Dabei hatte sie sich angekündigt. Vor zwei Jahren habe ich eine Veranstaltungsreihe anlässlich des hundertsten Jahrestages der Spanischen Grippe in einem Großforschungszentrum moderiert. Ein (inzwischen) bekannter Infektionsforscher sagte damals beim Kaffeeplausch nach seinem Vortrag: „Eine vergleichbare Pandemie wie die Spanische Grippe wird kommen. Bald. Und ich tippe auf ein Coronavirus.“

Hätten wir tatsächlich eine todbringende und unser ganzes Leben umkrempelnde Pandemie in unsere Vorschau aufgenommen? Ich weiß es nicht. Aber solche Überlegungen haben uns für das kommende Jahr vorsichtig wählen lassen: Wir zeigen Ihnen, wie es mit den Impfstoffen gegen Covid-19 weitergeht. Was bewegt sich in Sachen E-Mobilität in Deutschland? Wie tief wird das Loch, das die Klimasünden in unseren Geldbeutel reißen? Und wir wären kein Technologie-Magazin, wenn wir nicht für Sie auch nach den Sternen greifen würden – na ja, nach Planeten zumindest (ab S. 28).

Was uns in jedem Fall in Zukunft stärker als bisher begleiten wird, ist Wandel. Der hängt nicht an einer Jahreszahl – also haben wir ihn kurzerhand zu unserem Fokus gemacht (ab S. 76).

Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut in das neue Jahr.

Ihre

Jo Schilling