MIT Technology Review 3/2021
S. 26
Horizonte
Kernfusion
In dieser Fusionskammer der National Ignition Facility feuern Laser auf ein Kügelchen mit schwerem Wasserstoff, um es zu einer Fusion anzuregen. Bisher erfolglos. Ein deutsches Start-up will dieses Ziel nun bedeutend schneller erreichen als die Amerikaner.
Foto: Lawrence Livermore National Laboratory

Die gezähmte Supernova

Fusionsreaktoren könnten irgendwann einmal Prozesse nutzen, die sich im Inneren einer Sonne abspielen. Das Start-up Marvel Fusion setzt auf die Kraft einer Supernova – und will damit schneller zum Ziel kommen.

Von Wolfgang Stieler

In Livermore, Kalifornien, versuchen Forscher seit 2009 ein winziges Stückchen Sonne auf Erden zu erschaffen. Sicher und kontrolliert, nutzbar als saubere, nahezu unerschöpf­liche Energiequelle. Sie verwenden dazu den größten Laser der Welt: 192 Strahlen transportieren innerhalb von 15 Nanosekunden eine Energie von 4,2 Megajoule von allen Seiten auf ein nur wenige Millimeter großes Ziel. Die geballte Energie soll ein Kügelchen aus Beryllium oder Kunststoff zur Implosion bringen, das mit gefrorenem schwerem Wasserstoff gefüllt ist.

Die geballte Power des riesigen Lasers soll dafür sorgen, dass der Wasserstoff 50 bis 100 Millionen Kelvin heiß und dabei so stark komprimiert wird, dass er hundert Mal dichter wird als Blei. Unter diesen Bedingungen, so hatten die Berechnungen der Physiker ergeben, müssten die Wasserstoffkerne zu Helium verschmelzen und dabei ein vielfaches der Energie wieder freigeben, die sie vorher in die Zündung investiert hatten.