Aktuell

RAUMFAHRT

Schrott einfangen

Von Geckofüßen inspiriertes Haftmaterial könnte künftig helfen, Schrottteile von einem bis zu mehreren Metern Größe im Orbit einzusammeln und kontrolliert in der Atmosphäre verglühen zu lassen.

Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS führte dazu erfolgreiche Pilotversuche mit Haftschichten durch, die Materialforscher um René Hensel vom Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken entwickelt hatten. Sie bestehen aus flexiblem Silikon mit einer Vielzahl filigraner Säulen auf der Oberfläche. Die Durchmesser der Säulen lagen bei 10 bis 20 beziehungsweise bei einigen 100 Mikrometern. Über Adhäsion, sogenannte Van-der-Waals-Kräfte, haften sie an verschiedenen glatten Materialien.

Die Astronauten versahen kleine, würfelförmige Roboter („Astrobees“) mit jeweils zehn mal zehn Zentimeter großen Haftflächen und ließen sie auf Objekte mit Oberflächen aus Acrylglas, Wärmedämmmaterial oder Aluminium zuschweben – für Weltraumschrott typische Materialien. Berührten sich die Objekte, hafteten sie relativ stabil aneinander. Die gröberen Säulen zeigten dabei die größere Haftkraft.

Mikroskop-Aufnahme der Silikonsäulen.

Foto: R. Hensel et al., INM

Weitere Versuche, etwa mit realen Trümmerstücken außerhalb der ISS, sind geplant. Hensel ist davon überzeugt, dass dieses Konzept potenziell zu den günstigeren Methoden zählt, etwa im Vergleich zu komplexen Harpunen-Robotern (s. TR 8/2014, S. 19).

JAN OLIVER LÖFKEN

App des Monats

Digitale Briefmarken

„Digitaler Wandel – Die Briefmarke wird digital“ steht auf einem neuen Briefmarkenset der Deutschen Post. Das klingt ziemlich gewagt für bedrucktes Papier, das dazu gedacht ist, auf anderes Papier geklebt zu werden. Doch immerhin tragen die Briefmarken an der Seite einen länglichen QR-Code, den die Post „Matrixcode“ nennt. Er lässt sich mit der „Post&DHL-App“ einlesen und soll dann eine „Basis-Sendungsverfolgung“ ermöglichen.

Wir probieren den Service aus, indem wir ein Buch von Hannover in eine norddeutsche Kleinstadt schicken. Leider gibt es die Briefmarken nur mit einem Wert von 80 Cent. Sendungen können damit nicht immer passend frankiert werden.

Bei mehreren Marken reicht es, eine von ihnen einzuscannen. Dann erscheint die Sendung als Eintrag in der App. Um den Überblick zu behalten, lassen sich Einträge mit Kommentaren versehen. Die App fordert zwar ziemlich penetrant dazu auf, sich anzumelden, doch es geht auch ohne.

Briefmarken lassen sich per App einscannen.

Foto: Deutsche Post AG

Einen Tag später meldet die App: „Ihre Sendung wurde in unserem Logistikzentrum Hannover bearbeitet.“ Und dann nichts mehr. Tage später ergibt ein Anruf: Das Buch ist tatsächlich angekommen. Die App hat sämtliche Informationen zur Sendung bereits gelöscht. Ein Bug, sollte man meinen. Doch im Kleingedruckten steht: „Es erfolgt kein Zustellnachweis.“

Praktischer ist eine weitere Funktion: Man kann einen Code anfordern und – statt einer Briefmarke – handschriftlich auf den Umschlag schreiben. Die Bezahlung funktioniert per PayPal, Kreditkarte, Online-Überweisung oder Portokasse.

GREGOR HONSEL