MIT Technology Review 6/2021
S. 80
Horizonte
Digitalisierung

Mehr Daten für besseren Kaffee

Sensoren, Daten und maschinelles Lernen sollen nicht nur für besseren Kaffee sorgen. Sie könnten auch die Produktionsbedingungen für den beliebten Wachmacher kräftig aufmischen.

Von Wolfgang Stieler

Das kolumbianisch-israelische Start-up Demetria hat sich einiges vorgenommen. Es will mit einem eigens entwickelten Sensor und zugehöriger App das Aroma eines Kaffees aus noch nicht gerösteten, grünen Kaffeebohnen vorhersagen. Der Sensor liefert einen „spektralen Fingerabdruck“ der grünen Bohnen. Die Software wiederum wurde mit Beispieldaten darauf trainiert, zu lernen, welches Geschmacksprofil diesem Spektrum entspricht.

Die Entwicklung könnte eine kleine Revolution im Kaffee-Business auslösen. Denn seit sich in den 1980er-Jahren ausgehend von Kalifornien die „dritte Welle“ kleiner Kaffeeröster weltweit ausbreitet, ist Kaffee – zumindest in einer hippen, urbanen Szene – vom bitteren schwarzen Wachmacher zu einem komplexen Genussmittel wie Whisky oder Wein aufgestiegen. Inklusive der entsprechenden Preise: Das Kilo Spezialitätenkaffee geht gerne mal für 30 bis 40 Euro über den Ladentisch. Doch die eigentlichen Erzeuger sehen nur wenig von diesem Geld – auch weil sie oft nicht wissen, welche Qualität ihre Ware hat.