MIT Technology Review 7/2021
S. 80
Energie
Wenn Solarmodule hoch genug angebracht sind, bleibt darunter genug Platz für andere Nutzer.
Foto: SL Rack GmbH

Strom von der Weide

Klima- und Naturschutz werden oft gegeneinander ausgespielt. Photovoltaik-Freiflächenanlagen können beides miteinander verbinden – wenn man einige Regeln beachtet.

Von Jan Berndorff

Insektensterben? Wer an einem Sommertag auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks Gersheim unterwegs ist, kann daran kaum glauben. Hier, im Biosphärenreservat Bliesgau östlich von Saarbrücken, summt und brummt es unentwegt. Auf rund zweieinhalb Hektar wachsen überall Orchideen und andere Wildblumen. Sie locken Insekten und dadurch auch Vögel an. 15 Schmetterlingsarten sind dokumentiert, von denen 14 auf der Roten Liste stehen. Und sogar die Schwarze Mörtelbiene hat sich in einer alten Betonwand der Grube angesiedelt. Sie ist in Deutschland extrem selten geworden und steht unter strengem Schutz.

Doch es ist keine reine Naturidylle. Hunderte Solarmodule mit einer gesamten Leistung von 1,85-Megawatt sind hier in langen Reihen alle fünf Meter aufgeständert. Sie scheinen weder Pflanzen noch Tiere zu stören. Im Gegenteil: „Hier wurden die Ziele des Naturschutzes und des Klimaschutzes zugleich verwirklicht“, schreiben Bernd Demuth und Alexander Maack vom Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin in einem Handbuch über die ökologischen Wirkungen von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA).