MIT Technology Review 7/2021
S. 32
Szenarien
Hitzewellen
Foto: Getty Images News/George Rose

Zu heiß zum Überleben

Im Zuge des Klimawandels entstehen auf der Erde immer mehr Zonen, in denen Menschen ohne technische Hilfsmittel nicht überleben können. Vor allem Südasien ist betroffen.

Von Casey Crownhart und Wolfgang Stieler

Menschen interessieren sich nicht für Durchschnittstemperaturen“, schreibt der Klimaforscher Steven S. Sherwood im Wissenschaftsmagazin Science. „Aber die Vorhersagen der Klimamodelle zeigen, dass in den meisten Regionen der Erde mit der Jahresmitteltemperatur auch die Extremwerte ansteigen.“ Dass extreme Hitze schwere gesundheitliche Folgen haben kann, ist keine wirklich neue Erkenntnis – in den vergangenen Jahren setzte sich aber unter Fachleuten immer stärker die Erkenntnis durch, dass diese Folge des Klimawandels bislang nicht genügend berücksichtigt worden ist – und dass bei der Gesundheitsgefährdung durch extreme Hitze nicht nur die Temperatur wichtig ist, sondern auch die Luftfeuchtigkeit. Modellrechnungen gehen davon aus, dass solch eine – potenziell tödliche – Kombination in Zukunft immer größere Regionen der Erde und damit auch immer mehr Menschen treffen wird. Vor allem in Südasien.

Für eine Studie, die 2017 in Nature Climate Change veröffentlicht wurde (doi:10.1038/nclimate3322), analysierten Camilo Mora, Klimaforscher an der Universität von Hawaii, und sein Team Hunderte von extremen Hitzeereignissen auf der ganzen Welt, um festzustellen, welche Wetterbedingungen am wahrscheinlichsten tödlich sind und wo diese Bedingungen in Zukunft wahrscheinlich auftreten werden. Sie fanden heraus, dass bereits heute etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung an mindestens 20 Tagen im Jahr einer gesundheitsgefährdenden Kombination aus Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Dieser Prozentsatz wird nach den Berechnungen der Forschenden bis zum Jahr 2100 auf fast die Hälfte ansteigen – selbst bei einer drastischen Verringerung der Treibhausgasemissionen.