MIT Technology Review 7/2021
S. 36
Szenarien
Klimamodelle
Veronika Eyring arbeitet im EU-Forschungsprojekt „Understanding and Modelling the Earth System with Machine Learning“ seit 2020 mit Kolleginnen daran, mithilfe von Künstlicher Intelligenz Unsicherheiten in Klimavorhersagen zu reduzieren.
Foto: Philipp Halley / DLR

Modelle auf dünnem Eis

Computersimulationen sind zentrale Elemente der Klimapolitik geworden. Doch ausgerechnet jetzt, wo die Folgen des Klimawandels spürbar und Gegenmaßnahmen überfällig werden, zeigen sich die Grenzen der Modelle. Künstliche Intelligenz könnte helfen.

Von Wolfgang Stieler

Klimapolitik hin oder her, um 2070 könnte die Menschheit den CO2-Gehalt der Atmosphäre auf das Doppelte des vorindustriellen Wertes erhöht haben. Das würde nicht ohne Folgen bleiben, nur welche sind das genau? Die Computermodelle besagen, dass die globale Mitteltemperatur zwischen 2,1 und 4,7 Grad steigen wird. Das ist auf den ersten Blick wenig überraschend. Auf den zweiten allerdings schon, denn die Streuung der Simulationsergebnisse ist in den vergangenen 40 Jahren nicht kleiner geworden.

Und es gibt weitere offene Fragen: Wie genau hängen Hitzewellen mit dem Temperaturanstieg zusammen und wie sind sie regional und lokal verteilt? Gibt es besonders betroffene Regionen? Wie sehr steigt der Meeresspiegel? Wo gibt es Überflutungen, wo Dürren? Was bedeutet das für die Landwirtschaft und die Versorgung mit Trinkwasser? Auf diese Fragen gibt es wenig Antworten – und wenn, sind sie mit einer großen Unsicherheit behaftet.