MIT Technology Review 4/2022
S. 68
Report
Landwirtschaft

Autonom auf dem Acker

Feldroboter könnten gegen den Arbeitskräftemangel helfen, die Produktionskosten senken und die Landwirtschaft effizienter und ökologischer machen. Doch mit der Digitalisierung auf dem Acker drohen den Landwirten auch völlig neue Abhängigkeiten.

Wolfgang Stieler und Veronika Szentpétery-Kessler

John Deeres grün-gelbe Traktoren sind seit mehr als 100 Jahren eine feste Institution in der Landwirtschaft. Wie sehr der US-Landmaschinenhersteller mittlerweile in der Moderne angekommen ist, zeigte sich jedoch erst jüngst im Ukraine-Krieg. Per Fernzugriff machte der Konzern Landmaschinen unbrauchbar, die russische Truppen in der Ukraine gestohlen hatten – die Traktoren können nun nicht mehr gestartet werden.

Erst im Januar, auf der Messe CES, hatte der Konzern zudem stolz seinen ersten vollautonomen Traktor vorgestellt. Das neue Modell seiner 8R-Reihe soll später dieses Jahr auf den Markt kommen und seine Arbeit ganz ohne Fahrer verrichten. Damit will John Deere helfen, die bis 2050 wohl auf zehn Milliarden Menschen anwachsende Weltbevölkerung, deren Nahrungsmittelbedarf um 50 Prozent ansteigen werde, auch angesichts schrumpfender Agrarflächen und eines Arbeitskräftemangels, zu ernähren. 2017 sowie 2021 hatte John Deere zwei Robotik-Unternehmen mit dieser Expertise gekauft: Blue River Technology und Bear Flag Robotics. Aber auch kleinere Hersteller mischen bei der Digitalisierung der Landwirtschaft mit und gehen zum Teil weiter als das Traditionsunternehmen. Denn es geht um viel: Nicht nur um autonome Fahrzeuge und eine erhöhte Vernetzung der einzelnen Gewerke, sondern auch um eine Vielzahl an Daten – und neue Abhängigkeiten, wie sie die Plattform-Ökonomie mit sich bringt.