MIT Technology Review 1/2022
S. 88
Horizonte
Film
Die Redewendung „auf die Leinwand bringen“ stimmt in diesem Fall nicht mehr: Der Film läuft auf großen, randlosen Displays von Samsung.
Foto: Pavel Losevsky/Samsung

Schwimmen gegen den Stream

Neue Konzepte sind gefragt, um das Überleben des Kinos zu sichern. TechnischeSpielereien allein können die Entwicklungen durch Corona und Streaming nicht ausgleichen. Der Kampf um die Zuschauer wird härter – und kreativer.

Von Udo Flohr

Der exklusive Kinostart des Superheldinnen-Epos Black Widow war für Mai 2020 geplant. Doch nach mehreren pandemiebedingten Verschiebungen entschloss sich Distributor Disney dazu, den Marvel-Blockbuster am 9. Juli 2021 gleichzeitig in den Kinos und auf der frischgebackenen Streaming-Plattform Disney Plus zu zeigen – dort zu einer Premium-Gebühr von 30 Dollar. So spielte Black Widow 367 Millionen Dollar in den Kinos sowie 125 Millionen Dollar im Streaming ein.

Hauptdarstellerin Scarlett Johansson reichte das nicht. Sie verklagte Disney auf eine Ausgleichszahlung von 50 Millionen Dollar. Disney habe den Kinostart sabotiert, um den eigenen Streamingdienst zu promoten. Dadurch seien ihr potenzielle Boni in Millionenhöhe entgangen. Disney einigte sich daraufhin mit Johansson auf einen Vergleich und kündigte die Rückkehr zu einer 45-tägigen exklusiven Kino-Vermarktung an.