Aktuell

3D-Druck

Übermalter Picasso rekonstruiert

In der Frühphase seiner Karriere war Pablo Picasso offenbar so knapp bei Kasse, dass er sich keine neuen Leinwände leisten konnte. Also übermalte er bestehende Bilder. So geschehen mit dem Werk „Die einsame kauernde Nackte“, das 1903 unter der „Mahlzeit des Blinden“ verschwand. 2010 wurde es durch Röntgenaufnahmen wiederentdeckt. Jetzt hat das Londoner Start-up Oxia Palus es rekonstruiert.

Gezeichnet von einer KI und einem 3D-Drucker: „Die einsame kauernde Nackte“.

Foto: Oxia Palus

Ausgangspunkt war eine Durchleuchtung des Originals per Röntgenfluoreszenzspektroskopie. Da auf diese Weise aber nur die Umrisse der kauernden Frau aufgedeckt werden konnten, war ein weiterer Schritt nötig. George Cann und Anthony Bourached, Forscher am University College London und Gründer von Oxia Palus, trainierten ein Convolutional Neural Network mit sämtlichen Bildern aus Picassos damaliger Schaffensperiode. Daraus generierte die KI den typischen Stil, Pinselstrich und Farbwahl und übertrug sie auf die Umrisse. Das Ergebnis wurde dann auf einem 3D-Drucker in Originalgröße ausgedruckt.

Nach dem gleichen Prinzip hat Oxia Palus auch übermalte Bilder von Leonardo da Vinci und Amedeo Modigliani rekonstruiert. Deren Käufer bekommen nicht nur ein gerahmtes Stück Leinwand, sondern auch ein „Non-Fungible Token“ (NFT) als Echtheitszertifikat.

GREGOR HONSEL

QUANTENCOMPUTING

Netzwerk mit 46 Knoten

Schon mehrfach haben Physiker demonstriert, dass ein Datentransfer mit quantenmechanisch gekoppelten Photonen nicht von Dritten belauscht werden kann. Bei fast allen Pilotversuchen handelte es sich jedoch um Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen Sender und Empfänger. Für ein Netzwerk müsste jeder Sender mit jedem Empfänger verknüpft werden, was exorbitant viele Leitungen erfordern würde. Nun gelang chinesischen Forschenden der Betrieb eines Quantennetzwerks mit 46 Knoten ohne Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Dieses derzeit weltweit größte Quantennetzwerk kann als wichtiger Schritt hin zu einem globalen Quanteninternet gelten.

Das Team von der University of Science and Technology in Hefei verknüpfte mit seinem Quantennetzwerk insgesamt 40 Computer in drei Subnetzwerken, die jeweils 11 bis 18 Kilometer voneinander entfernt waren, mit handelsüblichen Glasfaserkabeln. Dabei kamen je drei Schaltmodule oder drei Relais-Stationen zum Einsatz. Sie dienten als Vermittler und machten direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen überflüssig.

Der Nachteil der Schalter: Fällt nur einer aus, sind die Verbindungen zu allen Computern im angeschlossenen Subnetzwerk unterbrochen. Relais-Stationen sind wegen möglicher Umleitungen zwar robuster, haben aber einen anderen Nachteil: An ihnen wird der Quantenschlüssel eines Senders ausgelesen, neu generiert und weitergeleitet – eine mögliche Sicherheitslücke.

Beim getesteten Netzwerk dauerte eine verlässliche Verbindung zwischen zwei Rechnern bis zu fünf Minuten. Zudem erlaubte es nur eine bescheidene Datenrate von 49,5 Kilobit pro Sekunde.

JAN OLIVER LÖFKEN

LEBENSMITTEL

Kaffee aus dem Bio-Reaktor

Wissenschaftler des finnischen Forschungszentrums VTT haben Kaffee aus Pflanzenzellen hergestellt. Die Methode soll nachhaltiger sein als konventioneller Kaffee-Anbau, weil sie weniger Anbaufläche, Pestizide, Dünger und Transporte benötigt. Das Team unter Leitung von Heiko Rischer verwendete dazu undifferenzierte Zellen von Arabica-Kaffeepflanzen. Diese Zellen wurden sterilisiert und auf speziellen Nährmedien vermehrt. „Dabei bildet sich eine Art Zellhaufen wie bei einer Narbe“, sagt Rischer. Dieses Zellmaterial nahmen die Wissenschaftler ab, um es in Bio-Reaktoren weiter zu vermehren. „Das trocknen wir dann und erhalten ein beiges Pulver, das wir direkt geröstet und aufgebrüht haben.“

Kaffee-Zellkulturen (rechts) und gerösteter Kaffee

Foto: VTT

„Die undifferenzierten Zellen haben alle Kapazitäten der Mutterpflanze“, sagt Rischer. „Aber natürlich ist die Zusammensetzung der Stoffe anders, weil bestimmte Stoffwechselwege nur in bestimmten Geweben aktiv sind.“ Geruch und Geschmack des Laborkaffees ähneln laut Rischer trotzdem erstaunlich denen eines normalen Kaffees. Das ergaben die Analyse mittels Gaschromatographen und die sensorische Beurteilung durch Spezialisten.

„Unser Ziel war nicht, einen optimalen Kaffee herzustellen, sondern ein Proof of Concept“, sagt Rischer. Man sei im Gespräch mit potenziellen Partnern, damit das Produkt ein Zulassungsverfahren durchlaufen und in Europa auf den Markt gebracht werden kann.

WOLFGANG STIELER