MIT Technology Review 1/2022
S. 56
Horizonte
Materialforschung
In seinem Labor in Toronto verbindet Alán Aspuru-Guzik konventionelle Chemie mit modernster Roboter- und KI-Technologie.
Foto: Derek Shapton

Der Material-Macher

Alán Aspuru-Guzik nutzt Roboter, Künstliche Intelligenz und Quantencomputer, um neue Materialien zu entwickeln, die wir zur Bekämpfung des Klimawandels dringend benötigen. Sein Ziel: das vollautomatische Labor.

Von Simon Lewsen, Übersetzung: Gregor Honsel

Wenn Alán Aspuru-Guzik sich Klimamodelle ansieht, achtet er immer auf die Fehlerbalken, die den Unsicherheitsbereich einer Vorhersage anzeigen. „Als Wissenschaftler“, sagt der Chemiker, „haben wir die Pflicht, den schlimmsten Fall in Betracht zu ziehen.“ Beim Klimawandel bedeutet das: Möglicherweise braucht die Menschheit irgendwann äußerst dringend neue Materialien, die es noch nicht gibt – etwa Moleküle, die Kohlendioxid schnell und billig abscheiden, oder Batterien, die ohne problematische Rohstoffe wie Lithium auskommen.

Derzeit geht die Entwicklung neuer Werkstoffe allerdings oft frustrierend langsam voran. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stellen nach dem Trial-and-Error-Prinzip neue Moleküle her und testen sie dann einzeln auf die gewünschten Eigenschaften. Das dauert durchschnittlich zwei Jahrzehnte und ist für die meisten Unternehmen zu teuer und zu riskant.