MIT Technology Review 3/2022
S. 48
Titel
Geothermie
Die Blaue Lagune auf Island – ein Geothermie-Kraftwerk mit angeschlossenem Badesee. Nicht überall auf der Welt ist Erdwärme so leicht zugänglich wie hier.
Foto: laif/Herve Diard

Tiefer und heißer

Geothermie lohnt sich bislang nur an ausgewählten Standorten. Mit bis zu 20 Kilometer tiefen Bohrungen könnte man überall auf der Welt Strom gewinnen. Aber dafür ist eine völlig neue Bohrtechnik nötig.

Hanns-J. Neubert

Der Kern unseres Planeten ist heißer als die Oberfläche der Sonne. Damit könnte er praktisch unbegrenzt und dauerhaft Energie liefern. Leider kommt man nur sehr schlecht an diese Energiequelle heran. Zwar nutzen Menschen schon seit mehr als hundert Jahren Geothermie, doch bisher haben sie dabei nur an der Oberfläche gekratzt – meist mit Bohrlöchern von wenigen hundert Metern Tiefe, wo die Temperaturen selten höher als 150 Grad sind. Für die direkte Stromerzeugung mit einer Dampfturbine reicht das nicht aus.

In Deutschland trägt die Erdwärme insgesamt vier Prozent zu den erneuerbaren Energien bei, davon etwa 8,8 Terawattstunden als Wärme und nur 0,134 Terawattstunden als Strom. Die Wärme wird zum Heizen von Gebäuden oder für industrielle Prozesse verwendet. Strom wäre aber die wertvollere Energieform, weil er sich vielseitiger nutzen lässt.