MIT Technology Review 4/2022
S. 86
Report
Medizin

Gekommen, um zu bleiben

Infektionen enden irgendwann, oder? Tatsächlich lösen Erreger nicht selten Langzeitschäden aus. Die Aufmerksamkeit für Long Covid könnte dafür sorgen, dass wir nach Gemeinsamkeiten mit anderen post-viralen Krankheitsbildern schauen und Betroffene bessere Therapien erhalten.

Veronika Szentpétery-Kessler

Diana Zicklin Berrent dachte im März 2020, sie hätte nur die „Paracetamol und Gatorade“-Variante von COVID-19. Die auf Long Island bei New York lebende Fotografin begab sich in Quarantäne und behandelte sich daheim mit dem fieberhemmenden Schmerzmittel und dem isotonischen Sportgetränk. Sie hatte eine Atemwegsinfektion mit hohem Fieber, grippeähnlichen Kopf- und Gliederschmerzen und dazu noch Übelkeit. „Ich hatte Angst und war krank, aber ich war nie nah dran, ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen. Und ich habe mich erholt. Ich hatte Glück. So dachte ich jedenfalls“, schrieb sie sechs Monate nach ihrer Erkrankung in einem Daily-Beast-Artikel.

Doch das Gefühl der Erleichterung sollte nicht lange anhalten. Ein Teilnehmer des Meetings, bei dem sie sich angesteckt hatte, starb nur zwei Wochen später. Berrent selbst plagten fortan starke Innenohr-Schmerzen, quälende Kopfschmerzen, sie konnte keinen Sport mehr treiben und ihre Sehkraft ließ deutlich nach. Die Fotografin litt und leidet immer noch, wie so viele andere, an den Langzeitfolgen von COVID-19, die mit Long Covid längst einen eigenen Namen haben (s. TR 3/2021, S. 58).