MIT Technology Review 4/2022
S. 100
Dossier
Klima und Energie
Wolfgang Grupp junior, IT-Projektleiter beim Bekleidungshersteller Trigema
Wolfgang Grupp junior, IT-Projektleiter beim Bekleidungshersteller Trigema
Foto: Trigema

„Wir besitzen eine Färbemaschine, die seit 1984 läuft“

Der Bekleidungshersteller Trigema in Burladingen ächzt unter den enorm gestiegenen Gaspreisen. IT-Projektleiter Wolfgang Grupp junior, verantwortlich für das Geschäft mit Unternehmenskunden, würde gerne mehr Energie sparen. Doch die Maschinenhersteller ziehen nicht mit.

Bernd Müller

Vor einigen Wochen schlug Ihr Vater, Wolfgang Grupp, in Interviews Alarm, weil sich Ihre Gaskosten innerhalb eines Jahres verneunfacht haben. Wie kommt diese enorme Preissteigerung zustande?

Wir sind von Erdgas extrem abhängig. Damit erzeugen wir hauptsächlich Dampf, mit dem wir die Anlagen in der Nassausrüstung betreiben, also in der Färberei, Bleicherei und der Veredelung der Stoffe. Außerdem erzeugen wir fast unseren ganzen Strom mit Kraft-Wärme-Kopplung, also auch mit Erdgas. Wir kaufen unser Erdgas zu Tagespreisen am Spotmarkt. Wir haben damit gerechnet, dass mit der Eröffnung von Nordstream 2 die Preise zumindest stabil bleiben, vielleicht sogar sinken. Doch die Entwicklung nach dem zweiten Lockdown der Coronapandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit 2021 sind die Preise stark gestiegen, kurzzeitig sogar deutlich höher als auf das Neunfache. Mit dem Krieg in der Ukraine und dem Aus der Pipeline werden die Preise hoch bleiben, derzeit liegen sie am Spotmarkt im Schnitt bei etwa dem Fünffachen im Vergleich zum Vorjahr.