MIT Technology Review 4/2022
S. 45
Titel
Simulation

Sie wächst und gedeiht

Eine Zelle im Computer zu modellieren, ist eine große Herausforderung. Forscher haben jetzt 20 Minuten lang das „Leben“ einer Minimalzelle simuliert.

Wolfgang Stieler

Moderne Supercomputer simulieren das globale Klima, die Dynamik von kollidierenden schwarzen Löchern oder Atomwaffentests. Mit der Simulation von Zellen tun sie sich aber noch immer erstaunlich schwer. Dabei wäre solch eine Simulation höchst wünschenswert, denn sie würde nicht nur das Verständnis der Biologie, sondern auch medizinische Entwicklungen stark beschleunigen.

Doch Zellen sind extrem komplexe Gebilde, die auf Umwelteinflüsse reagieren, wachsen und sich vermehren können. Zwar lassen sich all diese Prozesse durch mathematische Gleichungen modellieren, sie spielen sich aber auf sehr vielen verschiedenen Größen- und Zeitskalen ab und sind vielfältig miteinander vernetzt. Noch vor 20 Jahren schrieb der japanische Molekularbiologe Maseru Tomita daher, es sei überhaupt nicht klar, ob es prinzipiell möglich sei, dieses Problem zu lösen.