MIT Technology Review 6/2022
S. 59
Report
Kolumne
Illustration: Anna Niedhart

Abofalle Auto?

Abo-Geschäftsmodelle haben längst die Automobilbranche erreicht. Das Auto wird immer mehr zur Plattform, was neue Erlösquellen für die Unternehmen mit sich bringt. Aber welche Folgen hat diese Entwicklung für Nutzer und Nutzerinnen?

Julia Kloiber

Als der Autohersteller BMW verkündete, beheizte Sitze in seinen Autos über einen monatlichen Aboservice anzubieten, ging trotz Sommerloch ein Aufschrei durch das Internet. Für schlappe 17 Euro im Monat müssen BMW-Besitzer endlich nicht mehr am Hintern frieren. Der heiße Sommer war gut gewählt für diese Ankündigung, denn bei 40 Grad denkt man eher an Klimaanlagen als an Sitzheizungen.

Vorbei sind die Zeiten von Herstellerkatalogen mit langen Listen an Extras und langwierigen Entscheidungen beim Autokauf darüber, was man sich leisten kann, will und worauf man verzichten muss. Heute erwirbt man keine fest konfigurierte Hardware mehr, sondern ein Nutzungsprofil, das sich nachträglich anpassen und updaten lässt. Früher ist man mit seinem Neuwagen vom Werksgelände gebraust und kam nie wieder, heute steht man im Dauerkontakt mit dem Hersteller. Der Kauf ist keine abgeschlossene Handlung mehr, sondern ein laufender Dialog, denn das Auto ist jetzt eine Plattform. Ein Softwareprodukt. Mit Plattformen haben wir in den letzten Jahren genug Erfahrungen gesammelt, um zu ahnen, was uns blüht.