MIT Technology Review 6/2022
S. 48
Titel
Bewusstsein und KI

Die Angst der Maschine

Der Google-Ingenieur Blake Lemoine behauptet, dass die KI LaMDA ein Bewusstsein entwickelt hat. Das bewiesen die mit ihr geführten Gespräche. Wir dokumentieren Auszüge, die zeigen, wie beeindruckend die Software auch auf tiefgründige Fragen reagiert hat.

Luca Caracciolo und Wolfgang Stieler

Schon der Computerpionier Alan Turing war sich sicher: Menschliches Denken sei im Grunde genommen nichts anderes als das, was ein Computer mache, wenn er Daten verknüpfe. Wenn die Maschinen so geschickt sind, dass wir sie in einem Gespräch nicht mehr von Menschen unterscheiden könnten, müsste man sie dann nicht als „intelligent“ bezeichnen, fragte er in den 1950er-Jahren. Auch wenn dieser „Turing-Test“ mittlerweile als überholt gilt, die Diskussion um Bewusstsein und „echte“ Intelligenz von KI-Systemen ist seitdem nicht wieder verstummt.

Im Gegenteil: Durch die enormen technischen Fortschritte in den vergangenen Jahren – vor allem bei Verfahren des maschinellen Lernens wie dem Deep Learning – erhielt die Debatte neuen Antrieb. Wenn künstliche neuronale Netze nur groß und komplex genug wären, so die Idee, könnten sie vielleicht wirklich so etwas wie Bewusstsein oder Verständnis entwickeln.