MIT Technology Review 7/2022
S. 50
Titel
Künstliche Intelligenz
Chile 2019: Monatelang protestierten zunächst Studierende, dann breite Bevölkerungsschichten gegen soziale Ungleichheit und für eine Reform der Verfassung. Dabei kam es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen.
Chile 2019: Monatelang protestierten zunächst Studierende, dann breite Bevölkerungsschichten gegen soziale Ungleichheit und für eine Reform der Verfassung. Dabei kam es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen.
Foto: picture alliance / AP Photo

Wissen, wo es brennt

Krieg und Gewalt richten auch dort Schaden an, wo nicht gekämpft wird. Deshalb wird es in Zeiten globaler Lieferketten immer wichtiger, zu wissen, wo es als Nächstes knallen könnte. Künstliche Intelligenz kann bei solchen Vorhersagen helfen – sorgt aber auch für neue Probleme.

Wolfgang Stieler

Die Kriege und Krisen der vergangenen Jahre haben uns die Brüchigkeit internationaler Lieferketten drastisch vor Augen geführt. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass sich das Rad der Globalisierung nicht einfach zurückdrehen lässt (siehe Seite 14). Weil die meisten Unternehmen auch künftig auf globale Zulieferung und Produktion angewiesen sind, müssen sie daher andere Wege finden, die Risiken zu meistern, die sich aus diesen wirtschaftlichen Verflechtungen ergeben. Die Prognose von bewaffneten Konflikten, aber auch von sozialen Auseinandersetzungen, Streiks und Unruhen bekommt damit einen völlig neuen Stellenwert.

Richtig gelesen: Der Ausbruch von Kriegen, Riots, Streiks und Unruhen lässt sich vorhersagen – mit nüchternen wissenschaftlichen Methoden, politischen, sozialen Theorien, aber auch Datenauswertung und Künstlicher Intelligenz. So lassen sich selbst in schrecklichsten Geschehnissen so etwas wie Bewegungsgesetze von Politik entdecken. Doch mit der wachsenden Erkenntnis tauchen gleich neue Fragen auf: Was nützen solche Vorhersagen und wem schaden sie womöglich? Und was tun wir mit den Ergebnissen?