MIT Technology Review 6/2023
S. 96
Dossier
Stromerzeugung
Im Tsau-ǁKhaeb-Nationalpark ist eine Fläche von 4000 Quadratkilometern für die Wasserstoffproduktion vorgesehen.
Im Tsau-ǁKhaeb-Nationalpark ist eine Fläche von 4000 Quadratkilometern für die Wasserstoffproduktion vorgesehen.

Muster des Kolonialismus

Franziska Müller ist Politikwissenschaftlerin und Professorin für Globalisierung und Klima-Governance an der Universität Hamburg. Zusammen mit der Doktorandin Johanna Tunn untersucht sie im Projekt H2Politics die sozioökologischen Risiken einer grünen Wasserstoffproduktion im globalen Süden.

Bernd Müller

Worum geht es in H2Politics?

Müller: Wir machen eine Risikobewertung zu 29 Ländern, die von der Bundesregierung als Standorte für die Produktion von grünem Wasserstoff favorisiert werden. Risiken sind zum Beispiel die Wasserversorgung, denn die Herstellung von Wasserstoff braucht große Mengen Wasser, was zu Wasserknappheit und zu steigenden Wasserpreisen führen kann. Auch Landkonflikte untersuchen wir, etwa den Bau von Anlagen in Naturschutzgebieten, wie es gerade in Namibia passiert. Dort hat Johanna Tunn jeweils 20 Interviews geführt mit Vertretern der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Politik. Im Zentrum unserer Forschung steht die Frage: Wie sieht eine sozial und ökologisch gerechte Versorgung mit Wasserstoff aus?