Grenzlotterie
Seit Januar soll eine App die Migration von Mexiko in die USA geordneter gestalten. Doch für viele Schutzsuchende ist sie eine existenzielles Problem.
Ein Morgen Ende März in Ciudad Juárez, kurz vor 9 Uhr. Die 39-jährige Keisy Plaza lehnt an einer Hauswand, Ecke Avenida Juárez und Calle Gardenias. Es ist die letzte Kreuzung in Mexiko vor der texanischen Stadt El Paso. Unzählige Pendler fahren vorbei, auf dem Weg zur Arbeit oder zu anderen täglichen Aktivitäten im Nachbarland USA.
Die Grenze ist nur wenige Meter entfernt. Doch statt zur Brücke zu gehen, die als offizieller Grenzübergang dient, und um Schutz in den USA zu bitten, steht Plaza einfach nur da. Neben ihr schaut ihre 20-jährige Tochter ständig aufs Handy, während ihre siebenjährige Tochter und ihr dreijähriger Enkel weinend Frühstück und Aufmerksamkeit fordern.