MIT Technology Review 7/2023
S. 53
Report
Ausprobiert

Shitty-Tech-Futures

In unserer Technikliebe übersehen wir häufig die Mängel und Trade-offs, die wir uns mit technischen und digitalen Lösungen einhandeln. Entsteht daraus Shitty-Tech, tun wir das als Kinderkrankheiten ab. Aber so einfach ist es nicht.

Julia Kloiber

Stupid Shit No One Needs & Terrible Ideas – so hieß 2012 der weltweit erste Stupid Hackathon. 2014 hätte ich fast selbst einen veranstaltet, denn ich hatte große Lust auf so einen Anti-Hackathon, bei dem es darum geht, Prototypen zu entwerfen, die keinerlei Wert haben. Die so schlecht sind, dass sie niemand nutzen will: Outcognito Mode, eine Browser-Erweiterung, die jede besuchte Webseite öffentlich tweetet. Shakie, eine Kamera-App, die nur Bilder aufnimmt, wenn das Telefon kräftig geschüttelt wird. Non-Ad Block, eine Web-Extension, die alle Webinhalte blockiert, die keine Werbung sind.

, Illustration: Rainbow Unicorn
Illustration: Rainbow Unicorn

Die Projekte provozieren und rütteln auf, denn manchmal sind sie gefährlich nah dran an der Realität. Unser Alltag ist voll von Shitty-Tech, die ihn unnötig verkompliziert und uns zur Weißglut treibt. Das zeigt ein Blick auf den Twitter-Account „Internet of Shit“, der die Crème de la Crème dysfunktionaler Tech-Produkte featurt, die tatsächlich existieren: IOT-Duschen, die morgens erst mal ein Firmware-Update einspielen, Entsafter, die nur Saft produzieren, wenn die Internetverbindung stabil ist, Kühlschränke, bei denen nicht nur die Milch, sondern auch die Software abläuft.