Im Rausch der Tiefe
Wie ein abenteuerlustiger Mathelehrer, ein umtriebiger Physiologe und ein riesiges Netz von Unterwasserhöhlen in Florida zu einem technologischen Durchbruch beim Tiefseetauchen führten.
Richard „Harry“ Harris war wie hypnotisiert von dem, was vor ihm lag: ein riesiger, schwarzer, klaffender Abgrund, den noch nie ein Mensch erkundet hat. Um hierherzukommen, auf 230 Meter Tiefe in der Pearse Resurgence, einer der gewaltigsten Wasserhöhlen der Welt, waren zwei Hubschrauber, drei Wochen Tests und zwei Tonnen Ausrüstung nötig. Als er in den Abgrund starrte, spürte Harris den vertrauten Sog – vielleicht könnte er noch ein wenig tiefer gehen?
Er blickte zu seinem Tauchpartner Craig Challen, ein paar Meter rechts von ihm. Selbst durch Taucherbrille und Atemgerät, dessen dicke Schläuche wie Mammut-Stoßzähne aussahen, konnte Harris sehen, dass Challen dasselbe dachte. Sie tauchen schon seit Jahren in immer gefährlicheren unerforschten Höhlen. Damit gehörten sie zu den wenigen Menschen, die 2018 bei der Rettung einer thailändischen Fußballmannschaft aus einer Höhle helfen konnten.