Wütende Wasser
Die Klimakrise verursacht immer mehr Starkregen, Hochwasser und Sturmfluten. Diese erfordern vielschichtige Antworten – von Künstlicher Intelligenz bis zu künstlichen Riffen.
Nils Goseberg ist gerade aus Japan zurück. Am 1. Januar 2024 hatte ein Erdbeben der Stärke 7,5 vor der Halbinsel Noto einen Tsunami ausgelöst. „Dieses hat eine Flutwelle von vier bis sechs Metern Höhe verursacht, die in flachen Küstenabschnitten mehrere Hundert Meter ins Landesinnere vordringen konnte“, sagt der Professor am Leichtweiß-Institut für Wasserbau der TU Braunschweig. Ganze Siedlungen wurden weggespült. Gebäude stürzten ein. Häuser gingen in Flammen auf. Die Fluten rissen Brücken und Straßen weg, zerstörten nahezu die gesamte Infrastruktur. Goseberg hat die Schäden vor Ort für sein Forschungsprojekt aufgenommen.
Im Juli beginnt sein Forschungsprojekt Angry Waters („Wütende Wasser“). Es beschäftigt sich mit extremen Strömungsereignissen. Die können durch Tsunamis verursacht werden, aber auch durch Dammbrüche, wie im vergangenen Jahr im libyschen Derna, als zwei Staudämme brachen und eine sieben Meter hohe Flutwelle die Stadt traf. Oder durch Hochwasser wie bei der Katastrophe 2021 im Ahrtal oder am 29. Mai 2016 im Baden-Württembergischen Braunsbach, als eine verheerende Flutwelle den gesamten Ortskern unter Schlamm, Geröll und Trümmern begrub.