MIT Technology Review 4/2024
S. 68
Report
Biotechnologie

Kaffee ohne Bohnen

Zwischen schwindenden Anbauflächen durch den Klimawandel und steigendem Kaffeekonsum könnte künftig eine Lücke klaffen. Start-ups arbeiten daher an Alternativen. Den Kaffeegeschmack zu kopieren, ist allerdings eine komplexe Angelegenheit.

Andrea Hoferichter und Wolfgang Stieler

Auf den Päckchen aus den Niederlanden prangt ein Oxymoron: „Kaffeefreier Kaffee“ steht auf den rosa-weiß und blau-grün gemusterten Tüten. Das Start-up Northern Wonder hat uns für eine Verkostung gemahlenes Pulver und Kapseln geschickt, mit und ohne Koffein. Laut Aufdruck enthält die Kaffeealternative Kichererbsen, Feigen, Zichorien, Zitronensäure und beim Espresso zudem Backpulver – für die Crema. Chemiker würden das Gemisch Surrogat nennen, aber auch der alte Begriff Muckefuck – abgeleitet vom französischen „mocca faux“, also falscher Mokka – trifft es im Grunde. Nur ist dieser Muckefuck eben besonders ambitioniert.

Geht es nach Onno Franse, einem der Gründer von Northern Wonder, dann werden solche Kaffeealternativen künftig vermehrt in den Supermarktregalen zu finden sein. Er hat in der Lebensmittelbranche schon viele Trends kommen und gehen sehen. „Erst sollte alles billig sein, dann sicher, lecker, gesund und heute – aus guten Gründen – nachhaltig“, berichtet er. Auch Kaffee sei daher auf die Agenda gerückt, „vor allem wegen der Regenwaldabholzung“. Die Idee, Alternativen aus lokalen Zutaten zu kreieren, erschien Franse und seinen Mitstreitern daher naheliegend – und auch wirtschaftlich interessant.