MIT Technology Review 4/2024
S. 61
Report
Kolumne

Eine Sache von Leben und Tod

Verwaltungsdigitalisierung ist mehr als eine App für Terminvereinbarungen oder digitales Ausweisen. Das Beispiel Organspende-Register zeigt, dass diese Systeme manchmal über Schicksale bestimmen.

Julia Kloiber

„Ab sofort können Sie sich ganz einfach online in das Organspende-Register eintragen lassen“, tönt es aus meinem Fernseher. Freudig nehme ich mein Mobiltelefon in die Hand. Ich kann es nicht erwarten, mich einzutragen. Endlich keine labbrige Papierkarte mehr, die im Fall des Falles ohnehin niemand findet.

Als Österreicherin bin ich es sowieso gewohnt, beim Thema Organspenden automatisch Opt-in zu sein; damit ist der Eintrag in das deutsche Spendenregister für mich eine Selbstverständlichkeit. In Österreich gilt die sogenannte Widerspruchslösung: Alle, die in Österreich wohnen, sind automatisch Spender*innen, außer sie widersprechen aktiv. Die mit dem labbrigen Zettel im Portemonnaie sind in Österreich und vielen anderen EU-Ländern also all jene, die eine Spende ablehnen.