MIT Technology Review 4/2024
S. 77
Report
Déjà-vu

Personalisiert, aber passiv

An dieser Stelle blicken wir zurück auf frühere Artikel der MIT Technology Review, die heute wieder aktuell sind. Diesmal: Fernsehen über das Internet.

Gregor Honsel

„Unter dem Kürzel IPTV tritt das Internet als vierter Übertragungsweg neben Fernsehkabel, Satellit und Antenne auf – und hat dabei das Potenzial, die alten Regeln auf den Kopf zu stellen“, schrieben wir in Heft 9/2006. Damals war das eine gewagte These: Netflix verschickte noch DVDs, Amazon vor allem Bücher, und das erst ein Jahr zuvor gegründete YouTube zeigte lediglich kurze Clips in grober Auflösung.

Der Anlass für unsere damalige Titelgeschichte: Die Deutsche Telekom und der Hamburger Provider Hansenet boten erstmals in Deutschland Fernsehen über die DSL-Leitung an. Dahinter stand nicht nur eine technische Änderung, sondern auch ein Machtkampf: Um Kunden für das neue Angebot zu ködern, kaufte die Telekom die Online-Übertragungsrechte der Bundesliga. Solche Deals drohten den Wettbewerb zu verzerren, warnten wir 2006: „Indem Kabel- und Telekommunikationsgesellschaften den Erwerb von Rechten durch die Einnahmen aus dem Zugangsgeschäft quersubventionieren, könnten sie die Fernsehsender – zum Beispiel beim Poker um Filmrechte – überbieten.“