MIT Technology Review 5/2024
S. 50
Titel
Medizin
Maximilian Kückelhaus steuert den Nähroboter mit speziellen Controllern. Über das Headset sieht er die Bilder, die das Robotermikroskop aufnimmt.
Maximilian Kückelhaus steuert den Nähroboter mit speziellen Controllern. Über das Headset sieht er die Bilder, die das Robotermikroskop aufnimmt.
Foto: Peter Leßmann

Mit ruhiger Hand

Mit feinsten Schnitten und Stichen operieren Roboter nicht nur schonender als menschliche Hände. Sie ermöglichen auch ganz neue Operationsmethoden.

Andrea Hoferichter

Mit Nadel und Faden kann Maximilian Kückelhaus gut umgehen – ausgesprochen gut sogar. Der Medizinprofessor – weißer Kittel; ruhige, freundliche Ausstrahlung – arbeitet als sogenannter Mikrochirurg am Universitätsklinikum Münster. „Wir machen viel rekonstruktive Chirurgie und müssen oft millimeterkleine Gefäße, Nerven, Lymphgefäße zusammennähen“, erzählt er im Videogespräch. Das sei beispielsweise nötig, wenn Gewebe nach einem Unfall oder einer Krebsoperation von einem Körperteil des Patienten in ein anderes verpflanzt und dort wieder angeschlossen werden müsse.

Damit das gelingt, hat er – wie alle Chirurginnen und Chirurgen – das natürliche Zittern seiner Hand in jahrelangem Training auf ein Minimum reduziert. „Aber ein Rest bleibt, und der wird umso bedeutender, je kleiner zum Beispiel das Blutgefäß ist“, so Kückelhaus. Sein Team habe sich daher schon lange für robotische Assistenzsysteme interessiert. Doch erst vor drei Jahren sei ein Nähroboter auf den Markt gekommen, der präzise genug ist. Das Team aus Münster schaffte sich sogleich ein Gerät an und kombinierte es, von der EU gefördert, mit einem robotischen Mikroskop. Das Chirurgieteam aus Münster trainierte monatelang mit dem Roboterduo, wurde zertifiziert und nutzt die Methode bereits in der Klinik. „Mit dieser Kombination sind wir weltweit Vorreiter“, freut sich Kückelhaus.