MIT Technology Review 5/2024
S. 78
Report
Jubiläum

Nur beinahe im Orbit

Vor 20 Jahren sollte die Ära des kommerziellen Weltraumtourismus mit dem SpaceShipOne beginnen. Doch es kam anders.

Gregor Honsel
Das SpaceShipOne wurde zunächst huckepack von einem Trägerflugzeug auf eine Höhe von 14 000 Metern gebracht, bevor es seine eigenen Triebwerke zündete.  , Foto: SpaceShipOne Takeoff photo D Ramey Logan.jpg from Wikimedia Commons by Don Ramey Logan, CC-BY-SA 3.0
Das SpaceShipOne wurde zunächst huckepack von einem Trägerflugzeug auf eine Höhe von 14 000 Metern gebracht, bevor es seine eigenen Triebwerke zündete.
Foto: SpaceShipOne Takeoff photo D Ramey Logan.jpg from Wikimedia Commons by Don Ramey Logan, CC-BY-SA 3.0

Das ist gerade noch einmal gutgegangen. Als Testpilot Michael Melvill am 21. Juni 2004 die Triebwerke des SpaceShipOne zündet, blockiert eine Steuerklappe. Seine Maschine rollt bei dreifacher Schallgeschwindigkeit unkontrolliert um die eigene Achse und kommt dabei 30 Kilometer vom Kurs ab. Immerhin schafft es Melvill, sicher wieder auf dem Mojave Air & Space Port in New Mexico zu landen. Dort wird der Pannenflug als Heldentat gefeiert – als erster komplett privat finanzierter bemannter Raumflug der Geschichte.

Dabei hatte es das SpaceShipOne gerade mal auf eine Höhe von gut 100 Kilometern geschafft. Um eine Erd-Umlaufbahn zu erreichen, hätte es siebenmal schneller sein müssen. Doch das war gar nicht das Ziel. Es ging darum, den mit zehn Millionen Dollar dotierten Ansari X-Prize zu gewinnen. Dieser wurde 1996 ausgelobt für das erste private Projekt, das zwei Passagiere mit derselben Maschine innerhalb von zwei Wochen zweimal in den „Weltraum“ bringt – und das für weniger als 100 000 Dollar pro Flug und Passagier. Als Schwelle zum Weltraum galt die gängige, recht willkürliche Definition von 100 Kilometern.