Raumschiffe, Tischdecken, Frösche
3D-Drucker arbeiten mit sehr unterschiedlichen Verfahren – die eins gemein haben: Ihre Grundlagen entstanden vor rund 40 Jahren.
Wir schreiben das Jahr 1992. Eine Raumschiff-Flotte droht die Erde zu zerstören. Der Erfinder Dirk Braddick will sie stoppen. Doch dazu braucht er eine Rakete, und zwar schnell. Wie praktisch, dass er die dafür nötige Erfindung schon vorher gemacht hat: ein „Constructor“, der mit einem beweglichen Arm „magnetronisches Plastik“ ausspuckt. „Dieses Ding wird an einem Ende des Raumschiffs beginnen und es komplett bis zum anderen Ende bauen“, erklärt Braddick seinen staunenden Besuchern. Die Bewegungen des Arms gibt eine Konstruktionszeichnung vor, die von den „Foto-Zellen“ der Maschine gescannt wird.
Mit seiner Erzählung Things pass by hat US-Autor Murray Leinster schon 1945 das Prinzip des 3D-Drucks vorweggenommen. Erst in den frühen 1980er-Jahren wurde es dann konkreter. Entwickler in Japan und Frankreich formulierten die ersten Patente, aus denen allerdings noch keine praktischen Maschinen erwuchsen. Dies gelang erst Charles „Chuck“ Hull (*1939). Der studierte Physiker arbeitete bei einer kleinen Firma daran, Tischdecken, Fußbodenbeläge und beschädigte Oberflächen zu reparieren, indem er lichtempfindlichen Kunststoff mit UV-Strahlen aushärtete. „Ich dachte: Wenn es möglich ist, Plastik zu flicken, könnte ich vielleicht dünne Schichten zu 3D-Bauteilen stapeln“, sagte er gegenüber dem Online-Magazin Vice. 1983 hatte er sein erstes Objekt ausgedruckt; am 8. August 1984 reichte er das US-Patent 4575330A ein, das man als Geburtsurkunde des 3D-Drucks betrachten kann. Zwei Jahre später gründete er die 3D Systems Corporation. 1988 brachte sie ihren ersten 3D-Drucker auf den Markt.